Vom Amt für Statistik der Europäischen Union wurden die Milcherzeugungsmengen der 27 EU-Staaten veröffentlicht. Das Vereinigte Königreich (United Kingdom) wird in der Auswertung extra aufgeführt. Die Daten werden bei Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB) publiziert.
Anmerkung: Die Werte des Jahres 2020 wurden um den Schalttag bereinigt!
Vorsprung im zweiten Halbjahr aufgezehrt
Die Milchproduktion in der Europäischen Union (EU) zeigt nach dem aktuell veröffentlichten Bericht der Eurostat für den Dezember 2021 eine nochmalige Unterlieferung. Mit 11,372 Milliarden Kilogramm Milch weist die prozentuale Veränderung zum Dezember 2020 ein Minus von 1,6 Prozent auf. Damit reduzierte sich die Milchmenge um über 180 Millionen Kilogramm. Die europäische Gesamtanlieferung für 2021 befindet sich, verglichen mit dem Jahresergebnis 2020, fast annähernd auf gleicher Höhe. Die kumulierte Jahresmenge beträgt 144,273 Milliarden Kilogramm Milch (Vorjahresmilchmenge: 144,230 Milliarden Kilogramm). Dies entspricht einem geringen Plus zum Vorjahr von circa 40 Millionen Kilogramm.
Die Wende im expansiv ansteigenden Milchanlieferungspotential in der EU stellte sich Mitte des Jahres ein. Obwohl schon zu Jahresbeginn einige EU-Staaten fortlaufend Unterlieferungen aufgewiesen haben, konnte dies im Gegenzug von anderen Mitgliedsstaaten mit höheren Erzeugungsmengen positiv kompensiert werden. Erst als Mitte des Jahres auch in diesen Ländern die Milchabgabe zum Vorjahr geringer ausgefallen ist, reduzierte sich zusehends der Abstand der kumulierten Milchmenge in der EU. In Zehntel-Prozentschritten erfolgte dann Mitte des Jahres der Rückgang so weit, dass mit der Auswertung für Dezember 2021 das Jahresergebnis 2020 fast punktgenau eingenommen werden konnte.
An der Positionierung der EU-Staaten mit Über- oder Unterlieferung der Milchmenge für 2021 hat sich nichts geändert. Im Jahresergebnis lagen vor allem Deutschland, Frankreich und die Niederlande gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. In Deutschland ist die Milchmenge im Dezember um fast drei Prozent gesunken, dass sich die Jahresmilchmenge um 500 Millionen Kilogramm verringerte und somit einen Prozentsatz von minus 1,6 % anzeigt. Insgesamt erhielten die hiesigen Milchverarbeiter eine Milchmenge von 31,942 Milliarden Kilogramm (Anmerkung: Milchmenge aus konventioneller, biologisch/ökologischer Milch und Milchmenge aus anderen EU-Staaten). Ein fast identisches Bild ist in Frankreich und den Niederlanden festzustellen. Der Rückgang in diesen beiden Ländern liegt bei minus 1,5 und 2,3 Prozent. Wie in Deutschland haben auch diese Länder das ganze Jahr über unter Vorjahresmenge Milch produziert. Dänemark hat sich im Jahresverlauf fast analog der Vorjahreslinie bewegt und schließt mit einem knappen Minus von 0,1 Prozent ab. An der Liste mehrjähriger „Überlieferer“ hat sich auch in der Jahresbilanz 2021 nichts geändert. Die kumulierte Jahresmilchmenge errechnet für Irland ein Plus von fast sechs Prozent. Gefolgt von Italien, welches mit knapp über fünf Prozent abschließt. Polen hat in 2021 sein, in den Vorjahren expansives Anlieferungsverhalten beendet und schließt das Jahr mit einem nur noch geringfügigen Plus von 0,7 Prozent.
Im laufenden Jahr wird sich der Anlieferungstrend in den EU-Staaten, ähnlich wie zu Beginn des zweiten Halbjahres 2021, fortsetzen. Die derzeit hohen Produktionskosten werden den Milcherzeugern in Europa schwer zu schaffen machen und damit weiter das Anlieferungsniveau eingrenzen, auch wenn aktuell die Milchpreise in der Europäischen Union gegenüber dem Vorjahr einen Abstand von über sechs Cent aufweisen und 40 Cent pro Kilogramm Milch überschritten werden.
Nach Angaben der AHDB liegt die Gesamtanlieferung des Vereinigten Königreichs im Kalenderjahr 2021 um 0,1 Prozent niedriger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Somit errechnet sich eine Jahresmilchmenge von 15,433 Milliarden Kilogramm und unterschreitet das Vorjahresergebnis um minimale 18 Millionen Kilogramm Milch. In den beiden letzten Kalendermonaten 2021 ging die Milchmenge auf der Insel um gut drei Prozent zurück.
