National und international legen Politik und Wirtschaft, Hersteller, Handel und Verbraucher immer größeren Wert auf nachhaltiges Handeln sowie nachhaltig erzeugte Rohstoffe und Produkte. Das gilt auch für Milch und Milchprodukte.
Die Zukunft der Milcherzeugung liegt in ihrer Nachhaltigkeit | Dass für die Milcherzeuger in Deutschland nachhaltiges Wirtschaften nicht neu ist, steht für viele außer Frage, aber wo steht die deutsche Milcherzeugung ganz konkret „in Sachen Nachhaltigkeit“? Das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument für Molkereien und Milcherzeuger, um diese Frage faktenbasiert beantworten und die Milcherzeugung nachhaltig weiter entwickeln zu können.
Bereits 2011 hat sich die Milchwirtschaft, zuerst in Niedersachsen, auf den Weg gemacht und erste Projekte zur Nachhaltigkeit der Milchproduktion auf den Weg gebracht (Thünen Working Paper 28 und Thünen Working Paper 43). Unter Federführung des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro Land und Markt entstand im Auftrag des QM Milch e.V. die erste Version des QM-Nachhaltigkeitsmoduls Milch, mit dem Ziel bundesweit Daten über das komplexe Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Milcherzeugung mit vertretbarem Aufwand zu erheben und abzubilden. Die Entwicklung des Moduls erfolgte in intensiven Dialogprozessen mit Akteuren aus der Milchwirtschaft, aus der Wissenschaft, mit Vertretern aus den Bereichen Umwelt und Tierschutz, landwirtschaftlicher Beratung und Vertretern von Lebensmittelhandel und Lebensmittelindustrie. Grundlage der Erhebung bilden wissenschaftlich fundierte Kriterien und Bewertungsansätze. (Thünen Working Paper 54)
Die erste Version des QM-Nachhaltigkeitsmoduls Milch wurde in einer Pilotphase (2017-2020), unterstützt durch das BMEL, mit Molkereien getestet und optimiert. Seit 2020 steht es als QM‑Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0 als Branchenlösung grundsätzlich allen Molkereien in Deutschland zur Verfügung. Mithilfe des Moduls ist es möglich, in Milcherzeugerbetrieben ein breites Set an Nachhaltigkeitskriterien aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl konkret zu erfassen und zu bewerten. Dadurch können Verbesserungs- und Optimierungspotentiale erkannt werden. Das QM‑Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0 unterstützt Molkereien und Erzeugerbetriebe bei einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Milcherzeugung und initiiert einen Dialog über die dafür relevanten Themenbereiche. Gleichzeitig liefert es Fakten, um Marktpartnern und Gesellschaft aufzeigen zu können, „wo man in Sachen Nachhaltigkeit steht“.
Das QM‑Nachhaltigkeitsmodul Milchbeinhaltet einen breiten Kriterienkatalog für die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl. Die Kriterien wurden in einem umfangreichen Multi-Stakeholder-Dialog ausgewählt. Für jedes Kriterium wurde ein Faktenblatt mit wissenschaftlich fundierten Begründungen und einem Bewertungsansatz erstellt (Thünen Working Paper 54). So wird es möglich, die Situation von Milcherzeugerbetrieben in Bezug auf jedes dieser Kriterien differenziert erfassen und beurteilen zu können sowie gezielt Veränderungsmöglichkeiten zu erkennen. Ein Leitgedanke bei der Entwicklung war: Je breiter der Kriterienkatalog, umso praxisgerechter kann das komplexe Thema Nachhaltigkeit abgebildet werden. Denn kein Betrieb ist perfekt, und die Stärken und Schwächen in Bezug auf bestimmte Kriterien hängen neben dem betrieblichen Management von der (traditionell geprägten) Betriebsorganisation und den natürlichen sowie räumlichen Standortbedingungen der Milcherzeuger ab.