aus Rengersricht bei Neumarkt in der Oberpfalz bewirtschaftet mit seinen Eltern zusammen einen Milchhof mit 75 Kühen. Die Gründung einer Hofmolkerei war für ihn ein mutiger Schritt in die Selbständigkeit.
Michael Kneißl im Interview:
Wie wird man eigentlich Milchbauer? „Bei uns zuhause gibt es schon eine Tradition. Mein Vater hat den Hof von seinen Eltern übernommen und zum Vollerwerbsbetrieb ausgebaut. Trotzdem war es für mich keine Pflicht, hier einzusteigen. Nach der Mittleren Reife habe ich mich dann für die Ausbildung zum Landwirt entschieden und im Anschluss die Technikerschule für Landbau drangehangen. Mit 23 bin ich Vollzeit in den Hof eingestiegen.“
Wann beginnt Ihr Arbeitstag? „Ab sechs Uhr lege ich los, unterbrochen vom gemeinsamen Frühstück und Mittagessen auf dem Hof. Abends ist dann meist zwischen halb sieben und sieben Uhr Schluss.“
Wie kamen sie darauf, die Hofmolkerei zu gründen? „Mir war es wichtig eine neue Einkommensperspektive zu schaffen. Die Menschen wollen ein Bauernhofidyll, aber zu dem Milchpreis von durchschnittlich 34 Cent pro Liter, den wir von der Molkerei bekommen, geht das nicht. Seit fünf Jahren produzieren wir darum selber Trinkmilch, Joghurt und Desserts. Die Anlage habe ich gebraucht gekauft und gemeinsam mit meinem Vater vier Winter lang eigenhändig aufgebaut. Das hat uns zwar manchmal Schweiß und Nerven gekostet, aber jetzt bin ich sehr stolz auf unsere Leistung.“
Die Milch vom Kneißl Hof kann man seit einigen Jahren auch direkt kaufen. „Unsere Molkereianlage befindet sich im ersten Stock über dem Stallgebäude. Die Rohmilch wird vom Melkstand in die Molkerei gepumpt, gekühlt und verarbeitet. Frischer geht es nicht - das merkt man am Geschmack unserer Milch. Bei unserem Shop direkt auf dem Hof setzen wir auf Vertrauen: Im Kühlschrank stehen die Produkte und man zahlt den entsprechenden Betrag in die nebenstehende Kasse. Das funktioniert ausgezeichnet, alle unsere Kunden sind sehr ehrlich. Mittlerweile kann man unseren Joghurt und die Milch im Großraum Nürnberg auch bei Rewe, Edeka, Kaufland und in einigen Bäckereien finden.“
Nochmal zurück zum Stall. Wie geht es Ihren Kühen? „Unsere Tiere haben einen Laufstall außerhalb des Dorfes und können sich dort und im Außenbereich frei bewegen. Sie geben im Schnitt 8.000 l Milch pro Jahr, was ein gesunder mittlerer Wert ist. Wir wollen definitiv keine Hochleistungskühe und keinen Riesenstall. Um als Milchbauer davon leben zu können, braucht es aber ein Herde mit mindestens 75 Kühen.“
Wie ist Ihre Antwort auf die immer wieder geäußerte Kritik zu Haltungsbedingungen? „Hier im Stall herrscht eine ruhige entspannte Atmosphäre. Nur gesunde zufriedene Tiere geben ausreichend Milch. Zum Beispiel haben wir für das Wohlgefühl eine Bürstenstation. Außerdem einen Melkroboter, zu dem die Tiere jederzeit selbständig und in ihrem Rhythmus gehen. Welches Tier sich wann melken lässt, daran erkennt man übrigens die Rangordnung innerhalb der Herde. Meine Mutter, die die Kühe jeden Tag versorgt, kennt deren Eigenarten sehr genau.“
Bei Ihnen gibt es einen sogenannten offenen Stall? „Ja, wir haben nichts zu verbergen. Vor allem sonntags kommen viele Familien mit Kindern, die sich die Tiere ansehen. Und bei dem großen Hoffest, das alle zwei Jahre stattfindet, waren 2018 fast 7.000 Besucher da. Wir wollen, dass die Menschen sehen, wie die Tiere gehalten werden.
Was beflügelt Sie? „Ich bin mein eigener Chef und kann mich verwirklichen. Noch dazu ist die Arbeit sehr abwechslungsreich: Ich kümmere mich um die Tiere, die Technik, die Molkerei und um die Vermarktung. Dazu kommen Pflanzenbau, Grünlandwirtschaft und natürlich Büroarbeit. Es wird nie langweilig. Genau das gefällt mir.“
© VMB | März 2020 | Interview: Elke Hoffmann | Foto: Hofmolkerei Kneißl