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EU-Marktausschuss: Sitzung vom 26. September 2022

Auf der 43. Sitzung, am 26. September 2022, trafen sich per Videokonferenz die Vertreter des MMO-Wirtschaftsausschusses (MMO Economic Board), mit Teilnehmern aus den verschiedenen angeschlossenen Stufen der Milchwirtschaft: CEJA (Junglandwirte), COPA-COGECA (Produzenten und Genossenschaften), ECVC Via Campesina (Landwirte), EMB (Europäischer Milch-Ausschuss), EDA (Milchindustrie), Eucolait (Milchwirtschaft), Eurocommerce (Einzelhandel) sowie externe Experten der GIRA (Beratungsunternehmen) um über die Milchmarktlage zu diskutieren.
Von diesen Experten wurde die aktuelle Marktsituation in verschiedenen Sitzungsrunden und Vorträgen analysiert, entsprechend bewertet, aufgelistet und anschließend die Ergebnisse bekanntgegeben.

Bitte klicken Sie hier zu den Vorträgen und Grafiken (Zusammenfassung aus dem englischen Markttext)

In der Europäischen Union hat sich das Milchaufkommen in den ersten sieben Monaten von Januar – Juli 2022 im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 0,5 Prozent verringert. Nur noch neun Mitgliedsstaaten erzielten einen Anstieg in der Milchanlieferung. Unter anderem zählen Polen (+ 2,4 Prozent), Italien (+ 0,3 Prozent), Dänemark (+ 0,4 Prozent) und Belgien (+ 1,3 Prozent) dazu. Dennoch verbleibt die Milcherzeugung rückläufig, wie zum Beispiel in den beiden größten Milcherzeugungsländern in der EU, Deutschland und Frankreich. Der Abstand beträgt in beiden Ländern Minus 1,3 Prozent.

Entsprechend hat sich hieraus auch die Milchverarbeitung verändert. Nur die Sahneproduktion erhöhte sich um 1,1 Prozent. Alle anderen Milcherzeugnisse wie Milchpulver, Kondensmilch, Joghurt, Butter und Käse werden unter Vorjahresniveau verarbeitet.
Die Milchpreise sind seit dem letzten Jahr kontinuierlich angestiegen und liegen dabei deutlich über dem Juli 2021 bzw. zum langjährigen Mittel aus fünf Jahren. Für August 2022 rechnet die Kommission mit einem durchschnittlichen EU-Milchpreis von 52 Cent/kg Milch. Einige Länder verzeichnen hierbei einen überdurchschnittlichen Milchabgabepreis. Der Anteil an ökologischer Milch beträgt in der EU im Juli 2022 an der Gesamtmilch 4,3 Prozent. Die Milchpreise steigen etwas langsamer an und verzeichnen einen Abstand zum konventionellen Milcherlös von 4,5 Cent/kg Milch. In einigen Ländern haben sich die Milchpreise aber auch schon angeglichen.
Die Betriebsmittel - vor allem bei Kraftfutter - sind seit Anfang des Jahres um gut 80 Prozent angehoben worden. Etwas unterschiedlich tendieren die Handelspreise seit Jahresmitte. Milchpulver wird preislich leichter abgesetzt, während Butter und Käse auf guter Position fest vorangehen. Die Lagerbestände für Milchpulver, Käse und Butter sind im normalen Umfang vorhanden aber nicht marktbelastend, wobei Anfang des Jahres die Lagermengen eher unterdurchschnittlich waren.
Die weltweite Milcherzeugung ist in 2022 eher verhaltener geprägt und in den bekannten Milchexportländern befindet sich die Anlieferungshöhe unter dem vergleichbaren Vorjahr. Die Exportmöglichkeiten sind freundlich, obwohl – wie in China – die Null-Covid-19-Politik die Transfermöglichkeiten behindert bzw. eingeschränkt hat. Teilweise konnte das Manko in asiatischen Regionen durch Kunden aus Mexiko und Nordafrika kompensiert werden.
Sorgenfalten bereitet den EU-Kommissionsmitgliedern die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung durch die hohen Energiekosten und die anziehende Inflationsrate. Der Konsumtrend geht daher zu Billig- oder Alternativerzeugnissen. Der heiße Sommer hat den Futterbau in der Erzeugungshöhe in vielen Regionen massiv eingeschränkt. Gleichzeitig nehmen hierzu auch die Milchinhaltsstoffe extrem ab. Daher wird das Milchangebot, auch im Hinblick auf das kommende Jahr, nicht mehr allzu stark ausgeweitet werden können. Zusätzlich könnten die Gasknappheit und die hohen Energiepreise das Erzeugungsniveau dämpfen, abgesehen von weiteren Auflagen an Umwelt- und Tierschutzstandards und dem Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Die Marktposition für Milcherzeugnisse zeigt sich aber weiter für die kommenden Monate gefestigt.

Das verhaltene Milchaufkommen bremst auch die Produktion von Milcherzeugnissen ein. Bei der Verarbeitung von Rahm war noch ein Anstieg in Höhe von 3,2 Prozent zu verzeichnen. Für die restlichen Milchprodukte ist generell ein Rückgang festzustellen. Minus 4,9 Prozent und Minus 4,7 Prozent bei Vollmilch- und Magermilchpulver, Minus 3,9 Prozent bei Butter und Minus 1,4 Prozent bei fermentierten Milcherzeugnissen wie zum Beispiel Joghurt. Ein leichter Abstieg von Minus 0,3 Prozent ist bei Trinkmilch festzuhalten.

Die Milchpreise in der EU sind in diesem Jahr monatlich angestiegen und befinden sich deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Der monatliche Milchpreis im April 2022 liegt in der EU bei 46 Cent/kg Milch bei einem Plus von 35,1 Prozent über dem Fünfjahresschnitt. Für Mai 2022 wird ein weiterer Anstieg auf 47,36 Cent pro Kilogramm Milch prognostiziert. Der Anteil der Biomilch zur gesamten Milcherzeugung betrug im April 2022 in der EU 4,5 Prozent. Die Biomilchpreise steigen nicht im gleichen Umfang wie für konventionelle Milch bzw. in einigen Ländern lagen die Auszahlungen sogar unter dem Wert von konventioneller Milch. Belastend in der Milchproduktion sind die hohen Erzeugungskosten wie z. B. Futtermittel mit einem Aufschlag im Vergleich zum Vorjahr von hundert Prozent.
Die Lagerbestände sind in der EU auf Normalniveau, könnten aber durch eine weltweit gedämpfte Nachfrage in den kommenden Monaten etwas ansteigen. Allerdings zeigt sich, dass auch auf anderen Kontinenten das Milchmengenwachstum verhaltender geworden ist. Die klassischen Milchexportländer wie EU, USA, NZ, AUS oder Argentinien haben im ersten Jahresdrittel ihre Milchproduktion um insgesamt 1,2 Prozent eingeschränkt. Trotz der logistischen Herausforderungen wegen Covid-19 verzeichnet der globale Handel an milchwirtschaftlichen Commodities eine stabile Basis. Die weiteren Marktentwicklungen sind für das zweite Halbjahr 2022 schwer einzuschätzen, da keiner weiß, welchen Einfluss die politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen und die damit verbundenen erhöhten Energiepreise sowie die Corona Pandemie auf die Agrarmärkte noch ausüben werden.

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