Wie bereits berichtet, hat Lidl vergangene Woche angekündigt bis Ende des Jahres 2025 Quark, frische Schlagsahne, Schmand, körnigen Frischkäse und Skyr "Pur" aller Fettstufen auf mindestens (!) Haltungsformstufe 3 (HF 3) umzustellen. Tags darauf hat sich Wettbewerber Edeka ebenfalls geäußert mit der Meldung, das der Verbund aus Edeka und Netto bereits mehr als 1,5 Milliarden Liter Milch aus Haltungsform 3 oder höher beziehen würde. Anfang 2026 soll die bereits seit einigen Wochen begonnene Umstellung des gesamten Naturquark-Sortiments auf HF 3 abgeschlossen sein. Darüber hinaus werden auch weitere Käsesegmente, vor allem der Eckartikel Mozzarella im 125-g-Gebinde, aber auch Mascarpone schrittweise auf höhere Haltungsformen, wahrscheinlich ebenfalls auf HF 3 umgestellt. Und wie es im deutschen Lebensmitteleinzelhandel guter Brauch (oder schlechter Usus) ist, ziehen alle Wettbewerber dem ehemaligen Vorreiter postwendend hinterher.
Hier stellt sich aus süddeutscher Sicht einmal mehr die besorgte Frage: Quo vadis, Haltungsformstufe 2? Vor allem bei den Eigenmarken scheint nach dem Einstieg von Edeka im Oktober 2022 (!) bei Trinkmilch, worüber der VMB damals exklusiv berichtet hat https://www.milcherzeugerverband-bayern.de/news/news-detail/news/trinkmilch-ignoriert-edeka-haltungsform-2 , die Zählweise erst bei HF 3 zu beginnen. Und mit jedem Produkt, das ausschließlich mit HF 3 neu in die Regale wandert, wird die Luft für potentielle HF 2 Ware dünner. Oder gar unmöglich , weil der Verbraucherschaft schlichtweg nicht mehr erklärbar, zumal für höhere Tierwohlstandards bisher kaum ein Aufschlag bezahlt werden musste. Nur zur Erinnerung: Haltungsformstufe 2 bedeutet "Stall + Platz", beinhaltet nicht nur "alten" Boxenlaufställe, sondern auch die bundesweit akzeptierte und für den süddeutschen Raum und gerade für kleinere Betriebsstrukturen im Voralpengebiet so eminent wichtige Kombinationhaltung.
Auf der Ebene von QM-Milch sind aktuell etwa 6.500 Betriebe erfolgreich für die QMilch-Programme zertifiziert. Das bedeutet umgelegt auf die Kuhzahlen insgesamt 780.000 Milchkühe für das Programm QM++ und nur 45.000 Milchkühe für das Programm QM+, gleichbedeutend nur 6 Prozent! Und nicht weiter verwunderlich, spielt sich QM+ ausschließlich im süddeutschen Raum ab, in Bayern, Baden Württemberg und in Hessen. Das ist im Nachbarland Österreich durchaus anders. Dort wird seitens der AMA auch Trinkmilch der Eigenmarken sehr wohl und gar nicht wenig als HF 2 ausgelobt - und steht bei deutschen Lebensmittelhandel im Regal. Wo ein (stärkerer) Wille vorhanden ist, scheint auch ein Weg möglich.