Im gerade zu Ende gehenden Monat hat sich der Sommer nochmals von seiner besten Seite gezeigt, Temperaturen jenseits der 30 Grad waren keine Ausnahme. Und auch rund um den Milchmarkt geht es derzeit recht hitzig zu: In diesen Tagen überschlagen sich die Medien mit seit Monaten absehbaren und auch vom VMB kommunizierten Entwicklungen, dass Deutsche Markenbutter bis Weihnachten teurer wird. Womöglich für den Verbraucher noch teurer als im Jahr 2022, als die Endverbraucherpreise (EVP) von Mai bis kurz vor Weihnachten 2022 bei historischen 2,29 Euro/250 g für die Eigenmarken des Handels und bis zu 3,49 Euro/250 g für die bekannten Herstellermarken betrugen. Das Thema wird also in den kommenden Monaten bei der Fachpresse wie bei allgemeinen Medien weiter "fett" aufschlagen. Denn die Butter mit seiner Standardgröße von 250 g ist medial ebenso gut zu vermarkten wie die Preisentwicklung von 1 l Trinkmilch.
Die aktuelle Situation ist für die Erzeugerseite nur zu erfreulich, werden wohl im Schlepptau der aktuellen Marktentwicklung auch die Milchauszahlungspreise weiter ansteigen. Stellt sich nur die Frage, wann diese Dynamik speziell auf der Fettseite durchschlägt und in welchem Ausmaß? Und hier dürfte sich die Entwicklung wiederholen wie bereits 2022: Wer sog. Commidities mit recht kurzfristigen Kontrakten für den Markt erzeugt, vor allem mit hohem Fettgehalt, wird die Marktsignale recht schnell an die Milchbauern weitergeben können. Anders sieht es aber bei den Verarbeitern aus, die einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Verwertungen über den LEH absetzen - und eben in laufenden Kontrakten stecken. Der VMB berichtet immer wieder von den Kontraktverhandlungen über die Standardprodukte der weißen und gelben Linie und deren ungefähre Laufzeiten. Da sind Meldungen wie dieser Tage in einem landwirtschaftlichen Fachmedium eher kontraproduktiv, wonach FrieslandCamnina (FC) einen Milchpreis von 51 Cent angekündigt habe. "51 Cent und was genau" könnte man fragen? Im kleingedruckten folgt dann die Erläuterung, wonach FC seinen Garantiepreis für den September auf 51 Cent/kg erhöhen werde, bezogen auf 4,45 % Fett und 3,58 % Eiweiß und für einen Jahresdurchschnitt von 925.000 kg Anlieferungsmilch. Zuletzt betrug das Auszahlungsniveau von FC auf der Basis 4,2 % Fett gut 46 Cent/kg netto. Solche Meldungen tragen alles andere als zu einer sachlichen Einordnung der aktuell überhitzten Marktsituation bei, zählen wohl die Klicks mehr als eine sachlich-fachliche Analyse. Ungeachtet der aktuellen Situation: Den Milchpreis gibt es bei all den Differenzierungen schon längst nicht mehr! Eine realistische Einschätzung der Verwertungsmöglichkeit gibt der aktuelle Kieler Rohstoffwert Milch, der um fast 3 ct (kg angestiegen ist, aber doch nur 0,8 ct/kg über dem durchschnittlichen bayerischen Milchpreis Juli liegt.
Um bei "hitzig" zu bleiben: Auch unseren Milchkühen, deren Wohlfühltemperatur bei für menschliche Sonnenanbeter unglaublichen - 7 bis + 17 Grad liegt, macht zu viel Hitze merklich zu schaffen: In den letzten Wochen sind die Milchanlieferungen weit deutlicher zurückgegangen als saisonal üblich. Dazu kommen mögliche Auswirkungen der aktuell grassierenden Seuchensituation, speziell bei Wiederkäuern der Ausbruch der Blauzungenkrankheit, die in manchen Regionen Deutschlands schon zu empfindlichen Minderanlieferungen geführt hat. Und auch die Futtersituation ist trotz heuer recht ergiebiger Niederschläge nicht überall zufriedenstellend. Alles in allem wird das Angebot an Rohmilch im weiteren Verlauf in Deutschland und darüber hinaus deutlich mehr Rückenwind denn Belastung für den Milchpreis darstellen. Als Bremsklotz steht allein der "hitzige" Lebensmitteleinzelhandel, der der Verbraucherschaft immer wieder suggeriert, wie unfassbar günstig man doch Lebensmittel bereitstellen könne - und sei es mit "unglaublichen" Wochenrabattaktionen, auch bei Butter.