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VMB: Rückblick auf Mitgliederversammlung

VMB: Rückblick auf Mitgliederversammlung
Gut einen Monat ist die diesjährige Mitgliederversammlung des Verbandes der Milcherzeuger Bayern e.V. (VMB) bereits wieder her. Erfreulicherweise konnte trotz aller Einschränkungen auch in diesem Jahr die Veranstaltung wieder im Präsenzformat im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching abgehalten werden. Auch das Format hat sich mittlerweile bewährt: Am Vormittag die Regularien mit den VMB-Delegierten, nach einem gemeinsamen Mittagessen, am Nachmittag eine Fachveranstaltung mit zahlreichen Verbänden und Organisationen, mit denen der VMB im Rahmen seines Tätigkeitsfeldes zusammenarbeitet.

Im internen Teil konnte Vorsitzender Wolfgang Scholz neben den VMB-Delegierten, die sich aus Vertretern des Berufsstandes, der Milcherzeugergemeinschaften und von genossenschaftlichen Molkereien zusammensetzen, auch die hauptamtlichen VMB-Angestellten und BBV-Milchreferentin Charlotte Hörner begrüßen. Anschließend berichtete die VMB-Geschäftsführung über die Arbeit des Vorstandes, des Gremiums sowie des Hauptamtes im vergangenen Jahr, das beginnend mit dem Auftreten von "Corona" im März 2020, zu einer besonderen Herausforderung wurde. Obwohl die Vortragstätigkeit vor Ort über Monate komplett eingestellt werden musste, wurden auf den "alternativen" Wegen der Kommunikation, mehr Informationen abgerufen als dies vorher der Fall war. Insbesondere deswegen, weil es für die Herausforderung „Corona“ keine Blaupause gab, war vor allem bei der Bewältigung der Marktverwerfungen die langjährige Erfahrung der VMB-Akteure sehr gefragt. Insgesamt war aber das Jahr 2020 ein "Arbeiten auf Sicht", das Ergebnis im Rückblick sehr zufriedenstellend: Der Milchbereich wurde im Gegensatz zu anderen Produktionsrichtungen weitgehend von Corona-Schlagzeilen verschont, die Milchabholung auf den Betrieben, trotz dramatisch sich ändernder Absatzwege sichergestellt und auch der durchschnittliche Milchpreis konnte, im Nachhinein betrachtet, fast stabil gehalten werden. Auch die zahlreichen Audits auf den Betrieben konnten mit der entsprechenden Kulanz weitestgehend aufrechterhalten werden.

Sehr stark engagiert hat sich der VMB sowohl im ehrenamtlichen wie auch im hauptamtlichen Tätigkeitsfeld im vergangenen Jahr bei der Rohmilchgüteverordnung, wo bekanntlich in Bayern bereits Mitte 2020 der neue und sensiblere Hemmstofftest eingeführt wurde. Im Bereich Tierhaltung, speziell natürlich auf dem Gebiet der Rinderhaltung und der Weiterentwicklung der Milchviehhaltung, um aus der ganzjährigen Anbindehaltung zumindest in eine definierte und von den Marktakteuren akzeptierte Kombihaltung überzuleiten.

Die größten Einschränkungen musste der VMB in seinen Tätigkeitsbereich Öffentlichkeitsarbeit verkraften: Dies betraf vor allem die Auftritte der Milchhoheiten, die bekannten Veranstaltungen, wie die Bauernmarktmeilen und Tage des offenen Hofes sowie auch die Arbeit mit den Ernährungsfachfrauen. Ein Teil konnte zumindest durch Kommunikation über die sozialen Medien, durch die verbraucherorientierte Information auf der Website und vor allem die, besser als gedacht funktionierenden Webkonferenzen wettgemacht werden. Den Milchhoheiten wurde bekanntlich ein weiteres Jahr Amtszeit bis Frühjahr 2022 gewährt.

Intensiv Gedanken machen sich die VMB-Verantwortlichen bereits über die Zukunft des Verbandes, stehen doch altersbedingt in den kommenden Jahren Wechsel an, die zu einer grundsätzlichen Bewertung der zukünftigen Struktur an Dienststellen, Angestellten und Aufgaben führen müssen - gerade im Hinblick auf die befürchteten starken Verwerfungen auf Ebene der Milcherzeuger. Vor allem mit Blick auf den in allen Bereichen bekannten Fachkräftemangel, gilt es hier rechtzeitig Entscheidungen auch im personellen Bereich zu treffen, wenn eine grundsätzliche Richtungsentscheidung getroffen ist.

Finanziert wird die Arbeit des VMB bekanntlich aus Mitteln des Bayerischen Milchförderungsfonds, aus eigenen Einnahmen, durch kostenerstattungspflichtigen Leistungen für Kooperationspartner, wie die Bayern MeG und auch durch staatliche Mittel, die für übergeordnete Informationstätigkeiten, wie die beliebten VMB-Infotreffs oder die zahlreichen Fachartikel über die VMB-Website auf de-minimis Basis, bereitgestellt werden. Der Jahresabschluss mit den Einnahmen und Ausgaben im ideellen und wirtschaftlichen Teil wurde von Elisabeth Lohner vorgestellt, im Vorfeld bereits von zwei Rechnungsprüfern geprüft und von der Versammlung genehmigt.

Im Fachteil am Nachmittag, zu der Vorsitzender Wolfgang Scholz eine Reihe von VMB-Kooperationspartnern und Organisationen aus dem fachlichen Umfeld begrüßen konnte, war ganz dem aktuellen Thema „Tierwohl“ gewidmet. Scholz gab eingangs einen kurzen Abriss über die politischen, gesellschaftlichen und marktwirtschaftlichen Entwicklungen im vergangenen und auch im laufenden Jahr. Er selbst war in den Gesprächen auf Bundesebene in Arbeitsgruppen für den Bereich ITW Rindfleisch eingebunden, um dort praxistaugliche Kriterien für eine vom Lebensmittelhandel geforderte Weiterentwicklung des Tierwohls Rind einzutreten.

Mit die schwierigste Aufgabe zu diesem Themenkomplex fällt im laufenden Prozess BBV-Direktorin Isabella Timm-Guri zu, die nach der Arbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen von ITW Rindfleisch, in den vergangenen Wochen auch in neu gebildeten Strategiegruppen eingebunden ist. Dort vertritt sie mit anderen Akteuren auf Bundesebene, die Gruppe der Erzeuger und deren Interessen gegenüber den weiteren Vertretern der Wertschöpfungskette, im Bereich Fleisch sowie im Bereich Milch. War schon die Erarbeitung der Kriterien äußerst schwierig, ist die von Erzeugerseite geforderte Honorierung jeglicher weiteren Auflagen und Anforderungen ein Balanceakt auf des Messers Schneide, in jeglicher Hinsicht. In ihrem Vortrag "Initiative Tierwohl Rind - aktueller Stand", machte sie das Auditorium mit dem gegenwärtigen Stand der Verhandlungen vertraut und zeigte auch die Zusammenhänge zwischen ITW Rindfleisch und QM Tierwohl auf, die vor allem über die Schlachtkuh eine enge Klammer bildet. Stand Mitte Oktober 2021: Noch immer sind Ergebnisse aus den Verhandlungen nicht spruchreif, denn nur das Gesamtpaket kann als finaler Bewertungsmaßstab dienen - und dazu zählt eben auch die geforderte Honorierung der Erzeugerseite!

Ein gern gesehener Gast und diesmal auch als Referent aufgetreten ist der langjährige Geschäftsführer der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben eG, Sebastian Brandmaier, der über Erfahrungen und Perspektiven aus der Rindfleischvermarktung berichtete. Auch Brandmaier hat sich, wie Timm-Guri und Scholz, über den Raiffeisenverband in die Diskussion auf Bundesebene zur Weiterentwicklung der Initiative „Tierwohl Rind“ eingebracht. Interessant war an seinen Ausführungen, wie neben dem "Massenmarkt", sich einzelne Nischen im Rindfleischbereich entwickelt haben und auch die Prognose, welche Aussichten er selbst zukünftig in der Differenzierung der Vermarktung sieht.

Den Abschluss der Fachveranstaltung bildete dann das Referat vom Geschäftsführer des Milchwirtschaftlichen Vereins Baden Württemberg und Vertreter der dortigen Regionalstelle QM-Milch, Dr. Markus Albrecht, zum Thema "Neue Anforderungen und Aufgaben für die Milchwirtschaft bei QM-Milch". Die fachliche Erörterung und die Finanzierung bei einer Weiterentwicklung oder gar Neueinführung von Systemen ist der eine Teil der Arbeit. Aber auch die technische Abwicklung muss dabei immer im Auge behalten werden. Wie man ein trockenes Thema auch noch trocken-humorig darstellt, beherrscht Dr. Albrecht als anerkannter Fachmann bestens!

Mit der Veranstaltung im Rahmen der VMB-Mitgliederversammlung konnte den Akteuren vor Ort und auch durch die Berichterstattung über die Fachmedien ein guter Überblick über den aktuellen Stand gegeben werden. Zu Detailfragen wird sich der VMB in nächster Zeit äußern, wenn sich der Nebel der Ungewissheit bei vielen noch strittigen Fragen etwas gelichtet hat. Aber die Zeit läuft. Bereits zu Beginn kommenden Jahres wird der Lebensmittelhandel wohl die Haltungsformkennzeichnung auf Milchprodukten einführen. Ob bis dahin wirklich auch die Initiative „Tierwohl Rind“ mit einer Auslobung des Rindfleisches beginnen kann, muss angesichts des knappen Zeitfensters ernsthaft bezweifelt werden.

 

(c) VMB BBV-Direktorin, Isabella Timm-Guri
(C)VMB GF Viehvermarktung Oberbayern-Schwaben eG, Sebastian Brandmaier
(C)VMB GF Milchwirtschaftlicher Verein Baden Württemberg, Dr. Markus Albrecht

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