Auf Einladung des Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EP), dem aus Niederbayern stammenden MdEP Manfred Weber, fand am 29. Juli in St. Englmar/SR ein hochkarätig besetztes Fachgespräch mit Agrarkommissar Christophe Hansen und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer statt, zu dem auch VMB-Vorsitzender Wolfgang Scholz und die VMB-Geschäftsführung persönlich eingeladen waren. Von den zahlreichen milchwirtschaftlichen Organisationen waren neben dem VMB nur die Bayern MeG anwesend. Während für den ein oder anderen Teilnehmer im Umfeld der Veranstaltung ein Foto mit einem der prominenten politischen Vertreter wichtiger zu sein schien, nutzte Vorsitzender Scholz bereits vor und auch nach der Veranstaltung die sich bietende Gelegenheit, das ein oder andere bilaterale Gespräch zu führen. Neben Weber und dem "Stargast" Agrarkommissar Hansen und dem aus der Region kommenden Minister Rainer war auch die neue parlamentarische Staatssekretärin im BMELF, Martina Engelhardt-Kopf aus dem benachbarten Landkreis Schwandorf anwesend, die - vor ihrer Ernennung bereits - Kontakt mit dem VMB im Rahmen einer Führung im Bundestag mit den beiden bayerischen Milchhoheiten hatte.
Beim Fachgespräch selbst wurden bereits im Vorfeld vom ebenfalls auf dem Podium sitzenden BBV-Präsidenten Günther Felßner auch in den wesentlichen milchwirtschaftlichen Punkten die Positionen und Eckpfeiler gesetzt. So auch eine klare Positionierung zum strittigen Art. 148 GMO, zu dem von verbandspolitischer Seite, aber auch von der verantwortlichen Vermarkterseite eine eindeutige und mehrheitliche Position besteht: Eine obligatorische Vertragspflicht mit Mengen und Preisen, wie sie auch von Agrarkommissar Hansen vertreten wird, wird abgelehnt. Weitere Wortmeldungen zu diesem Punkt wären nicht notwendig gewesen, haben die eindeutige Aussage von Präsident Felßner eher relativiert.
Angesprochen aus dem Milchbereich wurde auch das Thema Bündelungsobergrenze für Erzeugerzusammenschlüsse, zu dem aber erstaunlicherweise dann in der Antwortrunde des Podiums kein Wort verloren wurde, und natürlich auch die Weidepflicht im Ökobereich. Hier gab es positive Signale von Hansen und Bewegung in die richtige Richtung. Leider schmücken sich hier Verbände als Erfolgsgaranten, die das Problem lange Zeit unterschätzt hatten oder bei früheren Diskussionen, Stichwort Kombihaltung, unverrückbar auf "Weidepflicht" und eben nicht auch auf "Bewegung" als Kriterium für mehr Tierwohl gesetzt hatten.
Insgesamt war die Veranstaltung, die am Abend auf dem traditionellen Pichelsteinerfest im Faltersaal zu Regen seine Fortsetzung fand, eine gute Gelegenheit des Austausches. Vielleicht hat der ein oder andere Teilnehmer zur Kenntnis genommen, dass der neue Agrarkommissar Hansen im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern nicht nur der deutschen Sprache mächtig ist, was die Kommunikation zu schwierigen Politikbereichen ungemein erleichtert, sondern auch ein anderer Typ ist. Aber die bäuerliche Herkunft, Eloquenz und ein hohes Maß an Charisma sollte dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass manche seiner vorschnell und ohne Folgenabschätzung kommunizierten Vorschläge keine Visionen, sondern Unfug sind, die bei aller notwendigen Weiterentwicklung mehr Bürokratie und keine Wertschöpfung für die Landwirtschaft bringen.
Bild oben: v.l. EVP-Vorsitzenden Manfred Weber, Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer, Agrarkommissar Christophe Hansen, BBV-Präsident Günther Felßner
Bild unten: v.l. VMB-Vorsitzender Scholz, EVP-Vorsitzender Weber, Hauptgeschäftsführer Goldsteig Andreas Kraus