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Südtiroler Milchwirtschaft: Klein und fein

Die relativ kleinstrukturierte bayerische Milchwirtschaft blickt auf der Suche nach Vorbildern zur Sicherung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit in einem an Dynamik nicht mehr zu überbietenden Marktumfeld vorzugsweise nach Süden. In die Schweiz, aber vor allem nach Österreich und nach Südtirol. Vor allem der dortige Milchpreis bringt die bayerischen Milchbauern regelmäßig ins Staunen. Wie machen die das, mitten in der EU?

Denn strukturell ist die Südtiroler Milchwirtschaft nochmals um einiges kleiner aufgestellt, als die heimische in Bayern: Leicht gestiegen ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr in Südtirol die angelieferte Milchmenge, die bei knapp 405,8 Millionen Kilogramm lag. Das sind nur 0,26 Prozent der in der Europäischen Union erzeugten Milchmenge. Ende 2018 gab es dort noch knapp 4.700 Milcherzeuger, 80 weniger als im Vorjahr und rund ein Viertel weniger als zur Jahrtausendwende. Der Strukturwandel macht also auch vor Südtirol nicht halt, verläuft aber deutlich gemäßigter als im EU-Vergleich. Vergleicht man Südtirol weiter mit Bayern, sind dort nur etwa 17 Prozent, der hier im weißblauen Bayern melkenden Betriebe anzutreffen. Beim Vergleich der Milchmenge beträgt - bei einer Erzeugung von bayerischen Milcherzeugern von zuletzt 7,93 Millionen Tonnen Milch - der Anteil Südtirols nur etwas mehr als 5 Prozent. Der durchschnittlichen Erzeugungsmenge von etwa 87.000 Kilogramm auf Südtiroler Betrieben mit 15 Kühen stehen mittlerweile fast 290.000 Kilogramm auf bayerischen Betrieben mit jetzt 40 Kühen entgegen. Was auch auffällig ist. Der Anteil an erzeugter Biomilch liegt in Südtirol mit 3,5 Prozent relativ niedrig, Bayern liegt hier bekanntlich bereits bei 7 Prozent.

Die Milch in Südtirol wird in 10 vornehmlich genossenschaftlich organisierten Milchhöfen verarbeitet. Als Markt verbleibt etwa ein Drittel der Milchprodukte in der eigenen Region, mit 64 Prozent wird der Markt vor der südlichen Haustür in Italien bedient - und nur 3 Prozent gehen ins Ausland. Auch wenn Südtirol mit ähnlichen Problemen wie jedes andere Land der EU zu kämpfen hat, z.B. mit den immer stärker steigenden Produktionskosten und auch mit veganen Alternativen zur Milch von Kuh, Schaf und Ziege, die sich zum Teil immer noch mit dem Begriff "Milch" schmücken: Sie machen das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten und profitieren auch von zwei unverkennbaren Trends, die mit einem kleinen Marktsegment unzweifelhaft Vorteile bringen: Ein Teil der Verbraucher hat einen stärkeren Blick auf Regionalität und auch auf bewusstere Ernährung und honoriert dies auch beim Einkauf.

Und der Milchpreis in Südtirol lässt bekanntlich die Beobachter regelmäßig staunen. Im vergangenen Jahr erhielten die Südtiroler Milchbauern auf das Hundertstel exakt den gleichen Milchpreis wie 2017: 50,64 Cent/kg bei natürlichen Inhaltsstoffen mit Qualitätszuschlägen ohne Mehrwertsteuer. Für die konventionelle Milch ohne Gentechnik waren es 49,92 Cent/kg, für die Biomilch 71,13 Cent/kg. Trotz dieser vergleichsweise stolzen Auszahlungsleistungen, könnten die Südtiroler Milchbauern, ohne die staatlichen Förderungen und meist auch ohne ein Zusatzeinkommen, kein ausreichendes Familieneinkommen erwirtschaften.

 

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