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Schweiz: Reicht bald die eigene Milch nicht mehr?

Auch im Milchland Schweiz beginnt man sich zunehmend Sorgen zu machen: Um die Zukunft der heimischen Milcherzeugung und um die Versorgung der Bevölkerung mit inländisch erzeugter Milch. Dies geht aus einem jüngsten Statement des neuen Präsidenten der Schweizer Milchproduzenten (SMP), Boris Beuret hervor. Mag dies aktuell noch ein fernes Schreckgespenst sein, liegt doch die in der Schweiz erzeugte Milchmenge noch weitgehend unverändert bei 3,4 Mio t, was etwa der Hälfte der von bayerischen Milchbauern erzeugten Milch entspricht. Aber die Entwicklung der jüngeren Vergangenheit läßt durchaus auch ein solches Szenario denkbar erscheinen.
Gab es in der Schweiz 1950 noch 137.380 Betriebe, waren dies 2010 noch 26.097 und 2020 gar nur noch 18.396 Milch erzeugende Betriebe. Die aus 2022 bekannte Zahl wurde mit 17.603 Betrieben wiedergegeben. Durchschnittlich stehen bei derzeit 530.000 Kühen rund 30 Milchkühe in den Schweizer Ställen. Der Rückgang der Betriebe von 1950 auf 2022 beträgt somit 87 (!) Prozent. Würde dies nur mit gleicher Geschwindigkeit so weitergehen, würden in 70 Jahren, also etwa 2095 nur noch in 2.000 Schweizer Betrieben gemolken werden. Und die müssten, um weiter 3,4 Mio t Milch zu erzeugen, pro Betrieb satte 1,7 Mio. kg erzeugen statt heute knapp 200.000 kg. Sehr unwahrscheinlich, wenn man Struktur, Topographie und die Auflagen in der Schweiz vor Augen hat!
Natürlich könnte man anfügen: Wer weiß angesichts der jüngsten Dynamik in der Milchwirtschaft, was bis 2095 tatsächlich noch alles an Unwägbarkeiten und Verrücktheiten passiert? Wie geht es grundsätzlich mit der Nutztierhaltung weiter? Wie entwickelt sich der Milchkonsum weiter, in einer Generation, die noch gar nicht zur Welt gekommen ist? Werden in ferner Zukunft nur noch "Milchalternativen" konsumiert oder Milch aus dem Labor. Und Kuhmilch ist dann so bekannt wie eine Telefonzelle heute? Prognosen die Zukunft betreffend sind allemal schwierig, doch rechtzeitig Gedanken machen ist allemal angebracht!
Wichtig wird es vor allem sein, und da unterscheidet sich die Schweiz in keinster Weise von der EU, Deutschland oder Bayern: Dass die Milcherzeugung auch zukünftig attraktiv genug bleibt und Perspektiven gibt. Attraktiv im Sinne einer ökonomischen Basis für die nächste Generation Milcherzeuger und einer positiveren gesellschaftlicher Akzeptanz, aber auch einer höheren Verlässlichkeit in Sachen politischem Rahmen. Also doch kein fernes Schreckenszenario, sondern harte Realität bereits jetzt!

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