Dass die Land- und somit auch die Milchwirtschaft nachhaltig wirtschaften (müssen) und dies quasi in der DNA verankert ist, daran besteht wohl kein Zweifel, zumindest nicht in der eigenen Branche. Und es ist mehr als nur ein Selbstverständnis, mit dem andere Branchen sich fast schon inflationär als "nachhaltig" bezeichnen. Die deutsche und somit auch die bayerische Milcherzeugung hat ohne Zweifel viele Stärken, aber auch deutlich Optimierungsbedarf, will man den immer stärker steigenden Erwartungen "on außen" an die Milchviehhaltung gerecht werden. Damit die Erwartungen eben von außen nicht zu einer Vielzahl von Individuallösungen führen, haben im Jahr 2016 auf der Ebene von QM-Milch e.V., bei dem auch der VMB seit 2018 Mitglied ist, die damaligen Trägerverbände, Deutscher Bauernverband, Deutscher Raiffeisenverband und Milch-Industrieverband in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut in Braunschweig ein Nachhaltigkeitsmodul Milch erarbeitet und auf den Weg gebracht. Mit dem Nachhaltigkeitsmodul wurden die bekannten drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und Soziales - um den Bereich Tierwohl ergänzt. Und bei der Erarbeitung wurde deutlich: Viele Aspekte der Nachhaltigkeit werden bereits wie selbstverständlich von den Milcherzeugern beachtet und umgesetzt. Aber es gab und gibt eben auch - wie schon erwähnt - Optimierungsbedarf. Anfang 2017 wurde dann die deutschlandweite Pilotphase gestartet, 34 deutsche Molkereien mit Teilen ihrer Milcherzeugerschaft haben an diesem Pilotprojekt teilgenommen. Bereits im vergangenen Jahr sind in der Fachpresse Ergebnisse kommuniziert worden.
Ab Mitte 2020 folgt nun die Fortsetzung mit dem zentralen Ziel, das Nachhaltigkeitsmodul Milch als tragfähige Branchenlösung in der Praxis einzusetzen. Dafür bedarf es aber der Sicherstellung und des Ausbaus der Akzeptanz in der gesamten Wertschöpfungskette Milch, natürlich angefangen bei den Milcherzeugern. Und dafür sollten auch mehr Milcherzeuger, auch in Bayern bereit sein, sich an dieser Monitoring-Maßnahme zu beteiligen. Auch wenn es manchmal als zu viel und immer mehr erscheint: Der Markt wartet nicht auf den Milchstandort Bayern und seine Akteure, wir müssen schon mitgehen wollen, um zumindest Einfluss auf die Geschwindigkeit nehmen zu können.
Dieser Tage hat der QM-Milch e.V. im Rahmen der Fortsetzung der Arbeiten mit einem "QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0" für weitere drei Jahre eine Pressemeldung veröffentlicht, die der VMB als Mitgliedsorganisation von QM-Milch e.V. an dieser Stelle zur Kenntnis geben möchte:
Ziel der deutschen Milchwirtschaft ist es, gegenüber Gesellschaft und Marktpartnern mit glaubwürdigen und wissenschaftlich fundierten Daten zu kommunizieren, wie die moderne Milchproduktion heute tatsächlich aussieht. Zudem sieht sie sich angesichts der großen globalen Herausforderungen verpflichtet, zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dies waren wesentliche Gründe zur Entwicklung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls Milch, welches in einer dreijährigen Pilotphase seit Frühjahr 2017 eingesetzt wurde. Mit dem Nachhaltigkeitsmodul wird die zentrale Datengrundlage für schrittweise Weiterentwicklungen zu mehr Nachhaltigkeit ermittelt, denn nur auf Basis von Fakten können Verbesserungen angestoßen werden.
Das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch wurde während der Pilotphase bzgl. seiner Inhalte, der Umsetzung mit den Molkereien auf den landwirtschaftlichen Betrieben sowie der Akzeptanz bei Marktpartnern und gesellschaftlichen Akteuren evaluiert. Die Rückmeldungen unter Projektteilnehmern und Stakeholdern sind insgesamt positiv. Sowohl die Ergebnisse der Analyse von Nachhaltigkeitskonzepten in anderen Ländern als auch die Anregungen und Ansprüche von den Projektteilnehmern sowie Stakeholdern wurden bei der Weiterentwicklung des Moduls berücksichtigt. Aufgrund der positiven Resonanz werden das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der QM-Milch e.V. das Projekt als „QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0“ ab Juli 2020 mit einer Laufzeit von drei Jahren fortführen.
Nach derzeitigem Stand werden mindestens 27 Molkereien das Modul bei der Fortsetzung anwenden. Da die Finanzierung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit Ende der Pilotphase im Sommer 2020 ausläuft, wird das Folgeprojekt von den teilnehmenden Unternehmen selbst finanziert. Diese sehen zusammen mit ihren Milcherzeugern einen hohen Mehrwert darin, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
An der Pilotphase haben insgesamt 7.297 landwirtschaftliche Betriebe teilgenommen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Leistungen der Milcherzeuger, ebenso werden Entwicklungspotentiale sichtbar. Ein ausführlicher Bericht mit sämtlichen Ergebnissen der Pilotphase wird derzeit erstellt und zeitnah veröffentlicht.
Prof. Dr. Hiltrud Nieberg vom Thünen-Institut: „Die Molkereien, die sich mit dem QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch auf den Weg gemacht haben, stellen sich der Zukunft und können damit punkten, dass sie nun wissen, wie nachhaltig ihre Milch produziert wird und wo sie zusammen mit ihren Milcherzeugern noch besser werden können. Gleichzeitig hat der im Projekt initiierte Dialog mit den verschiedenen Anspruchsgruppen erheblich zum gegenseitigen Verständnis beigetragen. Nachhaltigkeit ist jedoch eine Daueraufgabe. Jetzt sich auf dem Erreichten auszuruhen, wäre falsch. Umso mehr freue ich mich, dass so viele Unternehmen dies erkannt haben und das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch weiter einsetzen werden. Und ich hoffe sehr, dass noch mehr Landwirte erkennen, dass das Ausfüllen des Fragebogens mehr ist als eine lästige Aufgabe, sondern eine Chance für eine zukunftsorientierte Betriebsentwicklung.“
„Die Milcherzeuger können in Sachen Nachhaltigkeit enorme Leistungen vorweisen - das hat sich bereits in der Pilotphase des Nachhaltigkeitsmoduls gezeigt“, betont Bernhard Krüsken, Vorstandsvorsitzender des QM-Milch e.V. „Das ist ein wichtiges Argument gegenüber Kunden im Handel und in der Lebensmittelindustrie sowie gegenüber einer zunehmend interessierten, aber auch kritischen Öffentlichkeit. Das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0 ist unverändert ein Monitoring-Instrument und eine in der Pilotphase erprobte bundesweite Branchenlösung. Es ist ein zusätzliches Tool neben der QM-Milch-Zertifizierung und somit eine Ergänzung, um den hohen Standard der Milcherzeugung in Deutschland zu belegen sowie neue Potentiale im Markt zu heben“, so Krüsken weiter.