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VMB(c)QMilch

QM+: Immer wieder Zahlen(ver)dreher am Werk

Die Begeisterung über die Einführung der Haltungsstufen auch bei Milch und Milchprodukten, maßgeblich angetrieben vom Deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH),  hält sich in Grenzen. In dieser Einschätzung sind sich ein Großteil, vor allem im Süden der Republik beheimatete Milcherzeuger und sogar weite Teile der Molkereiwirtschaft einig! Der LEH wollte diesen Schritt und die Haltungsformkennzeichnung nach Schwein und Geflügel jetzt auch bei Rindfleisch und Milch haben, unter allen Umständen. Dass über den Verein und die Organe von QM-Milch e.V. die Erzeuger neben den Verarbeitern überhaupt bei der Erarbeitung der Zusatzkriterien haben mitdiskutieren und mitentscheiden können, war bei objektiver Bewertung für die verantwortlichen Akteure an den Tischen ein Vorteil. Dass dies von einem Großteil der Erzeuger immer noch anders gesehen wird, überrascht nicht, wenn man nur das sicher enttäuschende Ergebnis als Maßstab heranzieht. Aber wer meint, dass "kategorisches Ablehnen" und gar "vom Tisch aufstehen" zu besseren Ergebnis für die Erzeugerseite führen würde, hat keine Kenntnis von den "Tischsitten" des Marktes: Wer nicht (mehr) am Tisch sitzt, bekommt vom Kuchen gar nichts ab. Zufrieden oder gar "satt" zu sein, ist dann wieder eine andere Sache. Aber der LEH wollte eben diesen Kuchen backen!

Im Zentrum der Diskussion steht dabei - nicht überraschend - das Geld. Ob nun die in der Branchenvereinbarung verankerten "bis zu 1,2 Cent" als Tierwohlaufschlag, als Kosten(teil)ausgleich oder gar als reines "Marktticket" bezeichnet werden dürfen: Darüber läßt sich trefflich streiten. Doch sollte zumindest der Hergang, wie es zu diesem Betrag gekommen ist, jedem bekannt sein, der für sich in Anspruch nimmt, die Interessen der Milcherzeuger zu vertreten! Der LEH bezahlt also pro kg "Rohmilchäquivalent" und hier nur für die tatsächlich verkaufte Ware via Molkereien an die an QM+ teilnehmenden Milcherzeuger diesen Betrag von bis zu 1,2 Cent aus. Dies gilt als Ausgleich für die Zusatzkriterien für das Modul QM+, die im Fachbeirat QM-Milch erarbeitet wurden, dann über ITW mit der Schiene Rindfleisch abgeglichen wurden. Durch die Klammer Schlachtkuh war eben Milch und Rindfleisch bei Tierwohl Rind nicht mehr gänzlich zu trennen. Als dann aber mittels Berechnung unabhängiger Ökonomen die Preisschilder an die einvernehmlich erarbeiteten Zusatzkriterien angebracht wurden, ließ die Begeisterung der Vertreter des LEH spürbar nach. In der Folge wurden dann von den finalen Verhandlungsführern aus QM-Milch und ITW Rind ehemals für den LEH "alternativlose" Kriterien gestrichen. Und so reduzierte sich parallel auch der ehemals auf knapp 3,3 Cent/kg berechnete Zuschlag auf die jetzigen "bis zu 1,2 Cent". Einfach ausgedrückt: Weniger Geld vom LEH, weniger zu erfüllende Zusatzkriterien durch die Landwirtschaft.

Von daher ist es manchmal schon mehr als erstaunlich, was Interessenvertreter aus solchen transparent dargestellten Abstimmungsprozessen machen: So wurde in der vergangenen Woche von einem nach eigenen Aussagen Bei-Milch-die-Nase-vorn-Verband kommuniziert, dass für die Berechnung der Preisschilder das Thünen-Institut verantwortlich gezeichnet hätte, dass diesen errechneten 3,4 Cent aber seitens des LEH  nur 0,7 Cent als Verhandlungsbasis gegenüber gestanden wären. Und die jetzt festgelegten 1,2 Cent weit von der üblichen Mitte entfernt wären, die man beim landläufigen Viehhandel als Kompromisslinie finden würde. Genau so war es eben nicht und führt bei aller berechtigten Kritik am Ergebnis nochmals zu einer weiteren, in diesem Fall unnötigen Verärgerung bei den Milcherzeugern. Manchmal würde man sich wünschen, dass man gegen wissentliches Zahlen(ver)drehen eine Schutzgemeinschaft gründen könnte. Aber die Meinungsfreiheit sollte ein hohes Gut bleiben, gerade in diesen Zeiten!

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