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Perspektive Milcherzeugung Deutschland: MIV-Vorsitzender Stahl zu optimistisch!

Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) Ende Oktober in Salzburg wurde der wiedergewählte Vorsitzende Peter Stahl, auch CEO der Hochland-Gruppe, von der Lebensmittelzeitung unter anderem  zur weiteren Entwicklung des Rohstoffaufkommens befragt. Dies vor dem Hintergrund, dass wegen der ständig steigenden Anforderungen an die Milcherzeugung hierzulande in Verbindung mit suboptimaler politischer Verlässlichkeit überproportional viele Milcherzeuger wohl aus der Milcherzeugung aussteigen werden. Oder unfreiwillig müssen, wenn der Gesetzgeber z.B. bei der Novellierung des Tierschutzgesetzes seine angedrohte scharfe Keule mit einem "generellen" Verbot der Anbindehaltung nicht noch merklich abstumpft. Wie lange der Rohstoffbedarf der deutschen Molkereien dann wohl noch gesichert sei, führte bei MIV-Vorsitzenden Stahl noch zu keiner spürbaren Besorgnis: Jedes Jahr würden 3 bis 4 Prozent der Milcherzeuger aussteigen, andere aber würden im Gegenzug die Produktion erhöhen. Der Selbstversorgungsrad liege in Deutschland bei 108 Prozent. 

Diese Einschätzung mag für die vergangenen Jahrzehnte durchaus richtig gewesen sein, dass der mehr oder weniger kontinuierliche Strukturwandel mit rund 4 Prozent jährlichem Rückgang der Milcherzeugerbetriebe in Deutschland durch Aufstockung der Herden und Leistungssteigerung durch Fortschritte bei Genetik und Tierwohl (!), ehemals "Kuhkomfort",  mehr als kompensiert worden ist. Aber die aktuelle Dynamik erfordert eine andere Kalkulation und eine realistischere Einschätzung der bevorstehenden Entwicklung. Die Anforderungen von Politik und Markt in Verbindung mit deren Dynamik drohen einen Strukturbruch bisher unbekannten Ausmaßes auszulösen. Und dies nicht nur im Süden Deutschlands, vor allem in Bayern, mit seinem noch sehr hohen Anteil Anbindehaltung, aus der aktuell immer noch etwa 25 Prozent des Rohmilchaufkommens stammt. Auch andere Landstriche mit bisher hohem Milchaufkommen werden durch die ambitionierten Pläne zur Wiedervernässung von Mooren deutliche Abstriche machen müssen oder Milch verlieren. Ganz zu schweigen, dass zukünftig jede deutsche Kuh zu ihrem ganz persönlichen Glück die Möglichkeit der Weidenutzung angeboten bekommen soll. Und nicht zu vergessen, dass die nachrückende Generation der Milcherzeuger ihre Lebensperspektive nicht nur ausschließlich in Arbeit rund um die Uhr sehen wird, wenn die werte Verbraucherschaft wöchentlich an Plänen für "work life balance" tüftelt.

Unabhängig davon ist es im zeitlichen Umfeld von bedeutenden Kontraktverhandlungen nicht unbedingt hilfreich und ratsam, die großen Handelsketten mit ihrem zu unterstützenden Streben nach nationalen Herkünften bezüglich Rohstoffverfügbarkeit zu sehr in Sicherheit zu wiegen. Die Entwicklung der Milcherzeugung am Standort Bayern, wo in den vergangenen 4 Jahren die Milcherzeugung bereits leicht zurückgegangen ist, könnte erst der Anfang einer ganz anderen Entwicklung bei der Verfügbarkeit deutscher Milch sein.

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