Derzeit lohnt es sich öfter mal einen Blick ins Nachbarland Österreich zu werfen, wenn es um die mittelfristigen Perspektiven des Milchpreisniveaus geht. Vor wenigen Tagen wurden seitens der Agrarmarkt Austria (AMA) die Milchpreise Juli bekannt gegeben. Und da beginnen bereits die österreichischen Eigen- und Besonderheiten: Üblich ist in Deutschland durch die AMI und vom VMB für Bayern und Süddeutschland bzw. auch als Dienstleister für die Bayern MeG, die Milchpreise konventionell (bis vor kurzem), Milchpreise konventionell ohne Gentechnik und Milchpreise Bio, sehr zeitnah und bis hinter die Kommastelle zu veröffentlichen. In Österreich beschränkt man sich zuvorderst auf die Bekanntgabe der Milchpreise für den "Durchschnitt aller Qualitäten", also "all in one" für Milch konventionell, Heumilch, Milch Bio, Bio-Heumilch usw. zusammengefasst. Nach VMB-Einschätzung sind derartige Informationen für die dortigen Milcherzeuger selbst, aber auch für die überregionale Einschätzung nur bedingt hilfreich.
Vor wenigen Tagen wurden von der AMA für den Monat Juli 2020 wieder vier Milchpreise kommuniziert, die eben nur beschränkt mit den Milchpreisen in Bayern und Deutschland oder in Europa vergleichbar sind: Für den bereits definierten "Durchschnitt aller Qualitäten" lag der Milchauszahlungspreis in Österreich netto bei 36,23 Cent/kg (Milchen mit natürlichem Fettgehalt), 35,11 Cent/kg (Milchen mit 3,7 % Fett), 36,05 Cent/kg (Milchen mit 4,0 % Fett) und 36,67 Cent/kg (Milchen mit 4,2 % Fett), jeweils mit 3,4 % Eiweiß. Für den Monat August, der in den kommenden Tagen zur Auszahlung kommt, schätzt die AMA für Milchen "im Durchschnitt aller Qualitäten" einen Milchpreis von 37,3 Cent/kg netto, bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Das wäre ein Anstieg von durchschnittlich etwa 1 Cent/kg Milch.
Hintergrund dieser erfreulichen Entwicklung sind die Milchpreiserhöhungen der dortigen, vorwiegend genossenschaftlich organisierten Molkereien. Die drittgrößte Molkerei Österreichs, die seit der kürzlichen Trennung von der bayerischen Meggle GmbH & Co. KG wieder voll in Bauernhand befindlichen SalzburgMilch, hatte den Milchpreis bereits zum 1. Juli 2020 um knapp 2 Cent erhöht. Vor kurzem wurde erneut eine Milchpreisanpassung vorgenommen, rückwirkend zum 1. August. Die Salzburger Milchbauern erhalten also ab August 41,64 Cent/kg brutto (auch eine österreichische Eigenheit der Milchpreiskommunikation, mit den 13 Prozent Umsatzsteuer inkludiert). Mit den genannten 41,64 Cent erhöht sich der Milchpreis von Juli auf August nochmals um 1,3 Cent.
Die Pinzgau Milch passt den Milchpreis jetzt in zwei Schritten an: Rückwirkend zum 1. August werden die Milchpreise um 2,5 Cent/kg inklusive Umsatzsteuer angehoben. Und ab 1. September erhöht sich der Milchpreis nochmals um 1,13 Cent, Umsatzsteuer inklusive. Nach eigenen Aussagen zahlt die Pinzgau Milch nach den Erhöhungen für die konventionelle, ohne Gentechnik erzeugte Milch einen Bruttopreis von 41,96 Cent/kg und somit den höchsten Milchpreis im Land. Und die Preiserhöhungen werden auch bei den Spezialmilchen, also Bio, Heu- und Bio-Heumilch wirksam. Dazu muss man noch anfügen, dass die etwa 1.000 Milchbauern der Pinzgau Milch mit durchschnittlich knapp 15 Kühen/Betrieb etwas mehr als 100 Millionen Kilogramm Milch erzeugen, mehr als die Hälfte in Bio-Qualität.
Und schlussendlich hat sich auch das größte Milchverarbeitungsunternehmen, die Berglandmilch eG milchpreistechnisch wieder zu Wort gemeldet: Dort wurde, wie vom VMB bereits kürzlich kommuniziert, zum 1. August 2020 bereits eine Milchpreisanhebung um 1,42 Cent auf 35,2 Cent/kg, netto (= 39,78 brutto), vollzogen. Vor kurzem hat nun der Vorstand beschlossen, den Milchpreis ab 1. September nochmals um 1 Cent/kg, netto, auf 36,20 Cent/kg Milch OGT zu erhöhen. Die österreichischen Bergland-Milchbauern können sich sodann auf 40,91 Cent/kg brutto freuen, die bayerischen Milchbauern aus der Region Karpfham auf "nur" 40,07 Cent, dank der niedrigeren hiesigen Mehrwertsteuer.