Ende letzten Monats fand wieder der mittlerweile schon 11. Molkereikongress, veranstaltet von der Lebensmittel Zeitung,statt. Die Veranstaltung war bis 2015 noch am Standort in Wiesbaden und Frankfurt angesetzt, quasi vor der Haustür des Verlags und der Durchführungsgesellschaft dfv Conference Group GmbH. 2016 dann erfolgte der Umzug des Branchentreffens in die bayerische Landeshauptstadt. Rund 230 Teilnehmer aus der gesamten Milchbranche hatten sich auch in diesem Jahr dort eingefunden, um die drängendsten Probleme und aktuellen Herausforderungen zu diskutieren. Wie auch im Vorjahr wurde auch in diesem Jahr die VMB-Geschäftsführung zu einem aktiven Part für diese Veranstaltung eingeladen.
Nicht ganz überraschend waren die Schwerpunkte der aufgerufenen Themen: Natürlich die immer wieder interessanten Zahlen, Fakten und Trends des nationalen und internationalen Milchmarktes mit den Erklärungsversuchen, warum der Markt gerade in jüngster Zeit nur schwer zu analysieren ist und keine langfristigen Prognosen möglich sind. Weiters auf der Agenda stand die Möglichkeit, mit Festpreismodellen mit all den bereits diskutierten Vorteilen und Fallstricken für Erzeuger und Verarbeiter die im Milchbereich extreme Volatilität zu glätten. Nicht fehlen durften auch die Dauerthemen Tierwohl, Nachhaltigkeit, Entwicklung der Biomilch und die zunehmende Zahl der Sondermilchen mit einer fast schon ausufernden Flut an Labeln. Und ebenfalls erwähnt und diskutiert werden musste natürlich die aktuelle Entwicklung um den Einstieg und die Kooperation der Lebensmittelhändler Lidl (mit dem Anbauverband Bioland) und Kaufland (mit dem Anbauverband Demeter). Hier sah der referierende Demeter-Vorstand Johannes Kamps-Bender übrigens noch viel Potenzial für Bio im LEH. Und er sah auch noch keine Gefahr, dass dies auf Kosten der Produkt- und somit Erzeugerpreise gehen würde.
Erfreulich aus Erzeugersicht war festzustellen: Die gesamte Branche scheint sich aus dem langjährigen Trend des Mengenwachstums verabschieden zu wollen, das Wort Wertschöpfung wurde in allen Vorträgen von Vertretern der komplett vertretenen Wertschöpfungskette erkennbar hervorgehoben. Wie man dies aber dem seit Jahren auf "geizgeilen" Sparmodus getrimmten Kunden noch beibringen will, konnte natürlich nicht beantwortet werden. Obwohl der Kunde beim Lebensmittelhandel schon immer König war und dies auch - dank des harten Kampfes zwischen den Handelsgiganten - bestens in seinem Sparsinne genutzt hat, soll nun der Fokus eine etwas andere Ausrichtung haben: Mit noch exklusiveren Konzepten und noch individuellerer Ansprache will man beim Kunden nicht nur das Herz, sondern auch den Geldbeutel nachhaltig öffnen. Und dies sei, auch das war zu hören, "alternativlos". Fazit: Man wird sehen, ob es zukünftig möglich ist, das der Kunde noch an seinem Willensstandort anzutreffen ist, bis die Idee letztendlich im Regal ankommt und die Kaufentscheidung ansteht.
Zurück zur Diskussion mit VMB-Beteiligung: Gerade im Süden der Republik hatten in den letzten Jahren Entwicklungen ihren Ursprung, die sich mehr oder weniger schnell in der Branche verbreitet haben. Von der durch den Lebensmittelhandel im Jahr 2016 eingeführten GVO-Freiheit der Eigenmarken, angefangen im weißen Sortiment, wird nicht mehr gesondert gesprochen. Gerade in Bayern ist man, nachdem zuvor bereits vor allem privat geführte Markenmolkereien die Einführung von GVO-frei ausgelobten Produkten zur Mehrwertbildung vorangetrieben hatten, geradeaus auf dem Weg zum Standard. Aktuell ist - wie schon angesprochen - das noch schnellere Wachstum im Ökobereich durch die Listung im LEH ein Megathema. Das Verbot der Anwendung von Glyphosat wird ebenso weitere Kreise ziehen, mit Problemen in Gebieten, in denen es zum zielgerichteten und verantwortungsvollen Einsatz von Herbiziden noch keine Alternative gibt. Inwieweit die jetzt auch außerhalb Bayerns angekommene Milch mit dem Label des Deutschen Tierschutzbundes Verbreitung findet, muss abgeartet werden. Neu in der Diskussion ist die Verwendung und Verbreitung von Mikroplastik und die negative Bewertung von Zucker. Alle diese Themen müssen dem immer mehr auf die Produktionsweise fokussierten Verbraucher möglichst umfassend, aber doch einfachen und mit nicht zu vielen Worten vertrauenswürdig kommuniziert werden. Zielkonflikte, wohin man schaut. Die VMB-Geschäftsführung vertrat dabei die Auffassung, dass viele Entwicklungen leider nicht aufzuhalten sind, aber bei vielen Trends dringend eine Entschleunigung angesagt ist, damit auch die Ökonomie nicht zu kurz kommt.