Vor wenigen Tagen haben das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) sowie die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) die Versorgungsbilanzen für Milch und Milchprodukte für das Jahr 2019 vorgelegt. Einige Entwicklungen waren aus Sicht der Milcherzeuger erfreulich, andere eher nicht. Und manche Trends fordern nicht nur zum Nachdenken, sondern zum Handeln auf.
Beginnen wir mit den eher unerfreulichen Meldungen: Die Herstellung und der Verbrauch von Konsummilch sind weiter gefallen. Von den in Deutschland an die Verarbeiter angelieferten 32,4 Mio. t Kuhmilch wurden insgesamt 4,6 Mio. t zu Konsummilch verarbeitet. Das bedeutet einen Anteil von 14 Prozent der erzeugten Milch. Damit wurden im Vergleich zum Vorjahr 2,5 Prozent weniger Konsummilch hergestellt. Erfreulich die Renaissance der Vollmilch, die mit 53,2 Prozent Anteil wieder deutlich über der 50-Prozent-Marke liegt und weiter an Boden gegenüber der fettarmen Variante zulegen konnte. Leider hat der Verbrauch von Konsummilch wieder abgenommen und eine Schallmauer durchbrochen: Nur noch bei 49,5 Liter liegt 2019 der Pro-Kopf-Verbrauch und damit nochmals 3,8 Prozent unter der Marke von 2018. Und erstaunlich: Sowohl die Einfuhren als auch die Ausfuhren sind angestiegen: Die Einfuhren mit einem Plus von 20,3 Prozent sind auf 222.600 t gestiegen, die exportierte Menge mit plus 9,6 Prozent lag bei 704.000 t.
Die Herstellung von Butter ist im Vergleich zu 2018 gestiegen, Import und Export hielten sich dabei fast die Waage. In Zahlen ausgedrückt waren dies 13.100 t mehr an Butter, Milchfett- und Milchstreichfetterzeugnissen in 2019 gegenüber dem Vorjahr, was einer Gesamtmenge von 497.100 t (in Butterwert) entspricht. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von circa 5,8 kg setzte sich allerdings die leichte Abnahme des Verbrauches fort. Am beliebtesten war übrigens die mildgesäuerte Markenbutter, mit einem Anteil von fast 65 Prozent.
Etwas anders als bei Butter zeigte sich die Entwicklung bei der Käseherstellung: Im Jahr 2019 wurden insgesamt 2,6 Mio. t Käse in Deutschland hergestellt. Dies entspricht einer nochmaligen Steigerung zum Vorjahr um 53.000 t. Unterschiedlich verliefen die Entwicklungen bei den einzelnen Käseproduktgruppen: Mit einem Anteil von jeweils mehr als 30 Prozent gehören nach wie vor die beiden Gruppen "Frischkäse" sowie "Schnittkäse“ und „halbfester Schnittkäse" zu den wichtigsten Käseprodukten. Deren Herstellungsmengen sind nochmals um je etwa 30.000 t gestiegen und lagen 2019 bei 823.000 t respektive 795.000 t. Erwähnenswert ist auch die Entwicklung der Herstellungsmenge von Pasta filata, dessen bekanntester Vertreter der Mozzarella ist und dessen Herstellungsmenge die Marke von 400.000 t überschritten hat. Sowohl bei Importen wie bei Exporten von Käseprodukten waren in 2019 Zuwächse zu verzeichnen. Erfreulich: Die Ausfuhren überstiegen die Einfuhren etwa um das 1,5-fache.
Und nach der Hiobsbotschaft bei der Verbrauchsentwicklung von Konsummilch, die erfreuliche Botschaft zum Schluss: Der Verbrauch von Käseerzeugnissen ist auf 25,1 kg pro Kopf gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 3,2 Prozent. Dadurch ist der Selbstversorgungsgrad bei Käseprodukten in Deutschland auch auf jetzt 124 Prozent abgesunken! Deshalb auch der Hinweis zum Nachdenken und zum Handeln: Der Verbrauch von Milch- und Milchprodukten ist kein Selbstläufer mehr. Andere Lebensmittelhersteller machen auch Werbung, nur deutlich selbstbewusster, sogar aggressiver und oft auf die emotionale Art. Daraus sollte die Milchbranche durchaus ihre Lehren ziehen!