Milchanlieferungen Deutschland Dezember 2020 - Jahresbilanz
Milchanlieferung national
Die Bekanntmachung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) über die deutschen Milchanlieferungszahlen für den Monat Dezember 2020 zeigt, dass wiederum ein Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat ermittelt worden ist. Die Gesamtmilcherzeugung (konventionelle und ökologisch/biologische Milch) liegt nun auf einer Höhe von 2,603 Milliarden Kilogramm Milch. Somit wurden gegenüber dem Dezember 2019 knapp 30 Millionen Kilogramm Milch weniger angeliefert. Dies bedeutet ein Minus von 1,1 Prozent.
In ihrer aktuellen Berechnung meldet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Jahr 2020 bei der konventionellen Milch eine Erfassungshöhe von 2,502 Milliarden Kilogramm und somit einen Rückgang von Minus 1,3 Prozent. Dies entspricht einer Reduzierung von knapp 34 Millionen Kilogramm Milch. Dagegen weist die Erzeugungsmenge der ökologisch/biologischer Milcherfassung einen weiterhin ansteigenden Trend auf. Die Bio-Milchproduktion liegt somit im Monat Dezember 2020 bei 100,7 Millionen Kilogramm und zeigt damit eine Überschreitung der Vorjahresmenge in Höhe von 4,2 Prozent an.
Konventionelle Milch – auf Vorjahresniveau
Die Entwicklung der konventionellen Milcherzeugung in Deutschland weist während des laufenden Kalenderjahres 2020, außer im ersten Quartal, vorwiegend eine leicht negative Tendenz gegenüber den Vorjahreswerten auf. Entsprechend dieser Ausrichtung, hat die Milchabgabe mit einer Gesamtmenge von 30,592 Milliarden Kilogramm nur noch knapp die Vorjahreswerte, mit einem Plus von 0,1 Prozent, übertroffen. Demzufolge befindet sich das Jahresergebnis der konventionellen Milcherzeugung in Deutschland um gut 30 Millionen über den Vorjahresergebnissen. Im Jahr 2019 wurde eine Milchmenge in Höhe von 30,562 Milliarden Kilogramm Milch angeliefert. Generell stellt sich hier die Frage, wie sich die Milchproduktion im Jahr 2021 entwickeln wird.
Obwohl die Bio-Milch ein Plus von über 4 Prozent erreicht, bleibt das Gesamtniveau der deutschen Milcherzeugung, unter Berücksichtigung des Schaltjahres 2020, mehr oder weniger bei einer Nullrunde. Vor allem der negative Entwicklungstrend seit dem zweiten Halbjahr 2020, lässt letztendlich auf eine Strukturveränderung schließen. Zwar bleibt das Milchaufkommen in der laufenden Erzeugung in seiner Entwicklung in Europa relativ freundlich, dennoch stellt man in einigen Ländern, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien oder England, eine verhaltene Ausrichtung fest.
Bayern - Größter Rückstand
In der Aufstellung nach Bundesländern, zeigt sich die bundesdeutsche Entwicklung in ihrer Ausrichtung noch einmal deutlich differenzierter. Auch im letzten Anlieferungsmonat des Kalenderjahres 2020, hat sich in einzelnen Bundesländern der Erzeugungstrend des vergangenen Jahres nicht verändert. Während die Milcherzeugung in Schleswig-Holstein/Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland weiter kontinuierlich mit Pluswerten aufwarten konnte, blieb vor allem in Bayern und auch in den meisten ostdeutschen Bundesländern, das Erzeugungsniveau unter dem vergangenen Jahr. Die Milchanlieferungen von Bayern und Ostdeutschland schließen letztendlich mit einem Minus von 1,2 bzw. 0,8 Prozent ab. In Bayern ist diese Zahl noch markanter, da mit Hinzurechnung der Biomilch zur konventionellen Milchmenge, dennoch die Gesamtjahresmilchmenge unter dem Vorjahr geblieben ist. Passt man die Werte des konventionellen Milchkommens in Bayern um den Schalttag an und berücksichtigt den erhöhten Umrechnungsfaktor von 1,03 (von Volumenerfassung auf Kilogrammleistung), so fällt das Ergebnis noch deutlicher aus.
Da in Bayern der Milcherzeugungstrend durchgehend negativ (bis auf den Schaltmonat Februar 2020) gewesen ist, kann davon ausgegangen werden, dass das Anlieferungsverhalten auch im Jahr 2021 annähernd so erfolgen wird. Auch für die gesamtdeutsche Milchmenge stellt sich, aufgrund der ähnlichen Ausgangsituation seit dem zweiten Halbjahr 2020, ebenfalls diese Frage, da trotz einiger positiver Erzeugungspotenziale die Gesamtmenge gegenüber dem Vorjahr kontinuierlich unterschritten worden ist. Vor allem mit dem Hintergrund, dass das Milchwachstum im Vergleich zu den Vorjahren nicht mehr so stark ausgeprägt gewesen ist, wie in den Jahren zuvor. Letztlich sind auch in den Jahren 2018 und 2019 die konventionellen Milchmengen leicht unter denen der zurückliegenden Jahre geblieben bzw. die gesamte Milcherzeugung (konventionell und ökologisch/biologisch) konnte nur noch ein ganz leichtes Plus erzielen. Dagegen zeigt die beschriebene Entwicklungsausrichtung in Bayern schon bereits im Kalenderjahr 2019, also im Vergleich gegenüber dem Jahr 2018, ein Minus von 1,8 Prozent.
Bio-Milch: Kontinuierliche Steigerungen
Die Bio-Milchmenge in Deutschland erzielte in der Jahressumme weiter einen positiven Erzeugungstrend. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die prozentuale Erhöhung der Bio-Milcherzeugung im Vergleich zu den vergangenen Jahren sich etwas abgeschwächt hat. Während in den zurückliegenden Jahren die Erzeugungsmengen zweistellige Prozentsteigerungen erreichten, hat nun die Gesamterzeugung der Bio-Milch sich auf eine Höhe von 4,2 Prozent in Deutschland eingependelt. Ein ähnlicher Zuwachs, jedoch mit 6 Prozent, ist bereits im Vergleich des Jahres 2019 auf 2018 festzustellen gewesen. Der Anlieferungsvergleich von 2018 zu 2017 offenbarte sich als noch etwas stärker erhöht. Damals lag die Zunahme bei 19 Prozent, zudem wurde im Jahr 2018 das erste Mal die Grenze von über einer Milliarde Kilogramm Bio-Milch erreicht.
Der derzeitige deutsche Anlieferungstrend der Biomilch, welcher sich ohne starke Abweichungen das ganze Jahr über errechnen lässt, ist auch in ähnlicher Weise in fast allen Bundesländern aufgetreten. Auch in Bayern hat die ökologisch/biologischen Milcherzeugung durchschnittlich ein Plus von 3,4 Prozent erlangt. Folglich wurde eine Gesamtmenge von fast 589 Millionen Kilogramm Milch und damit 30 Millionen Kilogramm mehr als zum Vorjahr ermittelt. Somit liegt Gesamtsumme der bayerischen Bio-Milcherzeugung noch knapp unter der 600-Millionen-Kilogramm-Grenze. In Deutschland wurde erstmalig insgesamt über 1,234 Milliarden Kilogramm Bio-Milch erzeugt. Damit ist die Milchmenge um 50 Millionen Kilogramm höher als im Jahre 2019. Da gegenwärtig das Absatzpotenzial von Bio-Milchprodukten sich erhöht hat, bedingt auch durch die Corona-Pandemie und einer daraus folgenden stärkeren Nachfrage nach regionalen und ökologisch/biologischen Milchprodukten, nimmt der Markt, bei steigenden Preisen, Bio-Milch freundlich auf. Diese Marktkonstellation bewirkt, dass Bio-Milch verarbeitende Unternehmen auch wieder verstärkt Umsteller-Betriebe (von konventionell zu biologischer Milchproduktion) aufnehmen. Infolgedessen wird vermutlich das Erzeugungspotenzial in ähnlicher prozentualer Ausrichtung wie in den vergangenen Jahren erfolgen. Dies hat zur Folge, dass unter Umständen in Bayern im Jahr 2021 die 600-Millionen-Kilogramm-Milchgrenze bzw. in Deutschland eventuell die 1,3-Milliarden-Kilogramm-Grenze überschritten wird.
Schleichender Strukturwandel
Bei der Betrachtung der Produktionsentwicklung der Milcherzeugung 2020 stellt sich die Frage, wie sich die künftige Milchproduktion in Deutschland fortsetzen wird. 2021 könnte daher ein entscheidendes Jahr werden. Es werden dabei nicht nur die klimatischen Bedingungen Einfluss auf den Futterbau und somit auf die Milcherzeugung haben. Die Ergebnisse in einigen Bundesländern haben gezeigt, dass sich ein schleichender, nicht immer offensichtlicher Strukturwandel bei der Basis der Milcherzeuger angedeutet.