Der niederländische Bauernverband LTO ermittelt, in Zusammenarbeit mit Zuivel NL und der EDF (European Dairy Farmers), einen Gesamtmilchpreis der in Europa größten milchverarbeitenden Unternehmen. Zusätzlich werden von den Molkereileistungen Einzelauswertungen errechnet.
Leichtes Aufatmen
Für den Monat Juli 2020 hat der niederländische Bauernverband einen Durchschnittswert von 32,51 Cent pro Kilogramm Milch (Vormonat 32.24 Cent), veröffentlicht. Im Vergleich zum zurückliegenden Monat Juni, ergibt nun dieses Ergebnis eine erneute Steigerung des Milchpreises um 0,27 Cent pro Kilogramm Milch bzw. ein Plus 0,8 Prozent. Somit hat sich die anhaltende Reduzierung seit März 2020, mit dem Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, kompensiert. Allerdings liegt der Juli-Wert 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat 2019 um über 0,9 Cent zurück. (Die aufgeführten Milchpreise gelten immer für Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß, netto, ab Hof, bei einer durchschnittlichen Jahreserzeugungsmenge von 1.000.000 kg pro Betrieb *siehe Anmerkung!).
Die Erhöhung des LTO-Milchpreises reflektiert letztendlich eine Verbesserung der Auszahlungsleistung bei fast allen Molkereiunternehmen. Nur noch Arla und Saputo (Dairy Crest UK) haben ihre Milchpreise nochmals zurückgenommen. Alle anderen milchwirtschaftlichen Unternehmen haben entweder die Bezahlung belassen oder leicht angehoben. Den stärksten Anstieg verzeichnete im Juli 2020 die Danone aus Frankreich. Der Milchpreis stieg von 34,25 auf 37,10 Cent pro Kilogramm Milch an. Ebenfalls leichte Verbesserungen von durchschnittlich fast einem halben Cent erreichten Müller, Capsa, Savencia, Sodiaal, Lactalis, Dairy Gold und Friesland Campina.
Die allgemeine Marktsituation für Milchprodukte hat sich in den letzten Wochen nun doch verbessern können, auch wenn die Corona-Krise noch nicht überstanden ist und einige Einschränkungen im gesellschaftlichen Miteinander immer noch bestehen. Besonders bei Käse und Butter sind Verbesserungen deutlich erkennbar. Aber auch der EU-Drittlandexport konnte sein Defizit vom Frühjahr wieder weitestgehend ausgleichen. Diese Marktsituation lässt die Molkereibranche wieder etwas hoffen. Infolgedessen haben bereits einige Verarbeiter für den Monat August 2020 gemeldet, dass sie ihr derzeitiges Niveau nicht verändern oder haben weitere Erhöhungen angekündigt. Friesland Campina wird, so die LTO, um 1,0 Cent, Lactalis um 0,6 Cent und DMK um 0,5 Cent pro Kilogramm Milch ihre Auszahlungen erhöhen. Nicht auszuschließen ist, dass noch einige Unternehmen, bei denen die Auszahlungsleistungen noch unverändert geblieben sind, ebenfalls noch Preisanpassungen umsetzen werden.
Entwicklung der Milchpreise in den Vereinigten Staaten – ein historischer Wert
Aufgrund der COVID-19-Krise schwanken die Verkaufspreise, unter anderem für Käse, in den USA enorm. Dies drückt sich am deutlichsten beim Milchpreis der sogenannten Class III-Milk aus, denn diese Milch wird überwiegend für die Käseproduktion verwendet. Eigentlich ist die Class III-Milch ein guter Indikator für die Milchpreisentwicklung in den USA. Aber dieser Milchpreis ist nicht gänzlich mit dem durchschnittlichen Milchpreis der Vereinigten Staaten zu vergleichen. Hauptsächlich besteht der Unterschied darin, dass die verschiedenen Milchklassen (Klasse I, II, III und IV) regional zusammengefasst werden. Dies führt normalerweise zu einem höheren durchschnittlichen Milchpreis, da beispielsweise der Preis der Klasse I (basierend auf flüssigen Milchprodukten), meist höher ist als der Preis der Klasse III. Somit kann der Preis der Klasse III, obwohl er erfahrungsgemäß ein gutes Zeichen für die Entwicklung der gezahlten Milchpreise in den USA ist, nicht ganz an den amerikanischen Durchschnittsmilchpreis heranreichen. Nun da dem extremen Anstieg der Käsepreise nur allmählich die Preise der anderen Milchprodukte mit Erhöhungen folgen, steigt dementsprechend der errechnete Landesmilchpreis nur langsam an.
Die neuseeländische Fonterra hat ebenfalls ihren Milchpreis angehoben. Allerdings nur um knapp einen Zehntelcent. Somit liegt hier die Auszahlungsleistung bei 28,82 Cent pro Kilogramm Milch. Das bedeutet: In der Gegenüberstellung der guten Exporterlöse Anfang des Jahres 2020, vor den Pandemie-Maßnahmen, liegt die Verwertung der Fonterra um fast fünf Cent zurück.
Anmerkung/Änderung der Betriebsgröße/Neue Molkerei:
* Der niederländische Bauernverband LTO hat mit der Veröffentlichung der Zahlen des Monats April 2020 mitgeteilt, dass nur noch die Milchpreiswerte auf der Berechnungsbasis von einer Betriebsgröße von 1.000 Tonnen Jahresanlieferung veröffentlicht werden. Da, so die LTO, die Preisunterschiede zwischen den Betriebsstrukturen von 500, 1.000 und 1.500 Tonnen, nur sehr geringe Abweichungen aufweisen, werden nur noch die Zahlen der 1.000 Tonnen-Betriebsgröße zur Berechnung herangezogen. Überdies werden die zusätzlichen Zahlungen mit Sonderzuschlägen, welche in den letzten Jahren immer häufiger angewendet wurden, extra ausgewiesen. Da diese neuen Werte erst im April 2020 bekannt gegeben wurden, kann ein mehrjähriger Vergleich gegenwärtig noch nicht durchgeführt werden. Die aktuelle Aufstellung wird demzufolge nur im Jahr 2020 mit den aktuellen Milchpreisen geführt.