Nach dem Jahr 2010 wurde im vergangenen Jahr wieder einmal eine umfassende "Landwirtschaftszählung 2020" durchgeführt. Nach den ersten Informationen des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden vom Januar dieses Jahres, werden jetzt immer mehr Details der Erhebung bekannt. Vor kurzem sind auch erweiterte Zahlen über die Haltungsverfahren landwirtschaftlicher Nutztiere veröffentlicht worden. Und nicht überraschend wurde für die Rinderhaltung ermittelt: Immer mehr Milchkühe und Rinder werden in Laufstallhaltung gehalten, die Zahl der Tiere in Anbindehaltung hat seit 2010 deutlich abgenommen. Durch die vor allem in den vergangenen 10 Jahren bereits laufende und seit 5 Jahren an Dynamik zugenommene Diskussion um die ganzjährige Anbindehaltung hat den Transformationsprozess in Haltungsformen mit Bewegung nochmals beschleunigt. Wo dies überhaupt möglich ist und wenn die Milchviehhaltung über die kommenden Jahre hinaus fortgesetzt werden soll, ist zu ergänzen. Dies sollte den notorischen Dränglern aus Politik, Markt und Tierschutz, ob wirklicher Tierschutz oder nur Geschäftsmodell, stets vor Augen gehalten werden.
So wurden nach Angaben des statistischen Bundesamtes für die Haltung von Milchvieh, Mastbullen, Mutterkühen usw. auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland zum Stichtag 1. März 2020 insgesamt 11,4 Millionen Haltungsplätze registriert. Mit 83 Prozent aller Haltungsplätze war die Laufstallhaltung vorherrschend. Nur noch 10 Prozent aller Haltungsplätze für Rinder bundesweit befanden sich in Ställen mit Anbindehaltung. Weitere 7 Prozent der Haltungsplätze waren andere Verfahren, worunter auch die Haltung der Kälber in Iglus gezählt wird. Bei der Anbindehaltung gab es - wenig überraschend - im Vergleich zu 2010 einen deutlichen Rückgang um 62 Prozent auf noch rund 1,1 Millionen Haltungsplätze. Von den Betrieben mit Anbindehaltung hatten 52 Prozent auch Weidehaltung. In den anderen 48 Prozent der Betriebe mit dieser Haltungsform wurden die Rinder ganzjährig in Anbindehaltung gehalten.
Beim besonders interessierenden Blick auf den aktuellen Stand der Milchkuhhaltung konnte ermittelt werden, dass mit 87 Prozent der Haltungsplätze der Laufstall die absolut vorherrschende Haltungsform war. Die restlichen 13 Prozent der Haltungsplätze entfielen auf die Anbindehaltung bzw. in geringem Maße auf "andere Haltungsformen". Unabhängig von den Stallhaltungsverfahren hatten etwa 3,6 Millionen und damit 32 Prozent aller Rinder in Deutschland Zugang zu einer Weide. Auch hier sind regional erhebliche Unterschiede, ein starkes Nord-Süd-Gefälle ist erkennbar. In Bayern, dem Rinderland schlechthin, mit einem Anteil von 26 Prozent aller Rinder, betrug der Anteil weidender Rinder nur 19 Prozent und lag somit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. 2010 war der Anteil nur bei 16 Prozent gelegen. In Niedersachsen mit dem zweitgrößten Rinderbestand standen mit 839.600 Rindern die meisten Rinder auf der Weide, der relative Anteil betrug 34 Prozent. Bei den Milchkühen hatten in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Schleswig-Holstein etwa die Hälfte der Milchkühe Zugang zur Weide, wohingegen bei den übrigen Rindern diese beiden Länder unterschiedliche Zahlen vorweisen konnten: 29 Prozent in NRW, 52 Prozent in Schleswig-Holstein. In den 24.700 Betrieben in Deutschland, die Milchkühe auch in Weidehaltung hielten, standen die Tiere im Durchschnitt 14 Stunden/Tag auf der Weide.