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Landwirtschaftszählung 2020 - Erste Ergebnisse aus der Rinderhaltung

Nach 2010 wurde im vergangenen Jahr vom Statistischen Bundesamt wieder eine Landwirtschaftszählung durchgeführt. Ende vergangenen Monats hat man in einem Pressestatement erste Ergebnisse veröffentlicht. Die Veröffentlichung der endgültigen Zahlen erfolgt je nach Bereich im Zeitraum Mai bis September 2021. Diese werden dann auch umfangreichere und regional differenziertere Auswertungen enthalten.

Nicht überraschend hat sich binnen 10 Jahren in den Strukturen sehr viel verändert, teils dem Trend folgend, manches aber überraschend und auch nachdenklich stimmend. Zu beachten ist dabei, dass die vorläufigen Zahlen aus der Landwirtschaftszählung nicht direkt mit den bekannten Zahlen der halbjährlichen Viehbestandserhebung vergleichbar sind.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist weiterhin rückläufig. So reduzierten sich diese seit 2010 um 35.600 auf etwa 263.500 Betriebe. Diesem stetigen Rückgang der Betriebszahlen steht ein Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße gegenüber. Bewirtschaftete ein landwirtschaftlicher Betrieb 2010 noch durchschnittlich 56 Hektar, erhöhte sich diese Fläche in 2020 auf etwa 63 Hektar. Die landwirtschaftlich genutzte Gesamtfläche in Deutschland ist mit 16.614.400 Hektar im Jahre 2020 im Vergleich zu 2010 mit einem Minus von 1 Prozent relativ stabil geblieben.

Zum Stichtag 1. März 2020 wurden in 167.900 landwirtschaftlichen Betrieben Tiere gehalten – anteilig sind das 64 Prozent aller Betriebe, 9 Prozentpunkte weniger als in 2010. Die Zahl der tierhaltenden Betriebe insgesamt ging in diesem Zeitraum um 22 Prozent zurück. Insgesamt wurden zum Stichtag in etwa 108.400 Betrieben rund 11,3 Millionen Rinder gehalten. Während die Zahl der Rinderbetriebe seit 2010 um 25 Prozent zurückging, wurden lediglich 10 Prozent weniger Rinder in diesen Betrieben gehalten. Die Zahl der Milchvieh haltenden Betriebe ging dabei um 40 Prozent auf nur noch 54.100 Betriebe zurück. Der Milchviehbestand ist damit lediglich um 5 Prozent, auf 4,0 Millionen Tiere, gesunken.

Insgesamt ist zu beobachten, dass die Tierbestände seit 2010 nicht in dem Maße sinken wie die Zahl der Betriebe und dadurch der durchschnittliche Viehbestand pro Vieh haltenden Betrieb zunimmt. Spitzenreiter bei der Rinderhaltung ist weiterhin Bayern – hier stehen 26 Prozent des Gesamtbestandes. In den landwirtschaftlichen Betrieben gab es am 1. März 2020 deutschlandweit insgesamt 11,4 Millionen Stallhaltungsplätze für Rinder. Mit 83 Prozent war hier die Laufstallhaltung vorherrschend. Nur noch 10 Prozent aller Haltungsplätze befanden sich in Ställen mit Anbindehaltung und auf weiteren 7 Prozent der Haltungsplätze wurden andere Haltungsverfahren praktiziert wie beispielsweise Kälberiglus. Bei der Anbindehaltung gab es im Vergleich zu 2010 einen deutlichen Rückgang um 62 Prozent auf rund 1,1 Millionen Haltungsplätze. Von den Betrieben mit Anbindehaltung betrieben 52 Prozent auch Weidehaltung. Dagegen hielten 48 Prozent der Betriebe die Rinder ganzjährig in Anbindehaltung. Hier ist allerdings zu beachten, dass sich diese Zahlen auf die gesamte Rinderhaltung und nicht nur auf die Milchviehhaltung beziehen.

In der Milchkuhhaltung selbst war der Laufstall mit 87 Prozent der Haltungsplätze ebenfalls die vorherrschende Haltungsform. Die weiteren 13 Prozent der Haltungsplätze waren Plätze mit Anbindehaltung (11 Prozent) oder anderen Haltungsformen (2 Prozent). Im Vergleich zur letzten Landwirtschaftszählung 2010, als nur 72 Prozent der Milchkühe in Laufställen gehalten wurden und noch 27 Prozent in Anbindehaltung, hat sich hier ein deutlicher Schub ergeben. Auf die Zahlen mit den regionalen Unterschieden darf man vor allem aus bayerischer Sicht gespannt sein.

Unabhängig von den Stallhaltungsverfahren standen etwa 3,6 Millionen Rinder und damit rund 32 Prozent aller Rinder in Deutschland auf der Weide. Dabei gibt es große regionale Unterschiede: In Bayern werden die meisten Rinder gehalten, hier betrug der Anteil der weidenden Rinder 19 Prozent (gegenüber 16 Prozent in 2010) und lag demnach deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. In Niedersachsen, dem Land mit dem zweitgrößten Rinderbestand, standen mit 839.600 Rindern die meisten Rinder auf der Weide, der relative Anteil betrug 34 Prozent. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein hatte circa die Hälfte der Milchkühe Zugang zur Weide. Bei den übrigen Rindern konnten in Nordrhein-Westfalen 29 Prozent der Tiere auf die Weide, in Schleswig-Holstein 52 Prozent. In den 24.700 Betrieben, die Milchkühe in Weidehaltung hielten, standen die Tiere im Durchschnitt 14 Stunden pro Tag auf der Weide. Bei den 63.700 Betrieben, die übrige Rinder in Weidehaltung hielten, durften in 61.100 Betrieben Tiere ganztägig auf die Weide.

Der Trend zur Umstellung auf den ökologischen Landbau hält an. Mehr als ein Drittel aller Ökobetriebe (37 Prozent) sind in Bayern beheimatet. Mit der Zahl der Ökobetriebe ist die ökologisch bewirtschaftete Fläche gestiegen und zwar um 69 Prozent, von 941.500 Hektar im Jahr 2010 auf über 1.593.000 Hektar im Jahr 2020. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche von 9,6 Prozent, an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche, hat sich  in diesem Zeitraum fast verdoppelt. Die größte absolute Zunahme ist in Bayern mit einem Zuwachs von über 182.200 Hektar auf 372.700 Hektar erfolgt. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung um 43 Prozent auf rund 17.500 gestiegen. Diese Betriebe machen einen Anteil von 10 Prozent an den tierhaltenden Betrieben aus. 13.300 dieser Betriebe hielten Rinder, was einer Steigerung in den letzten zehn Jahren um 44 Prozent entspricht. Die ökologischen Rinderbestände sind in den vergangenen zehn Jahren um 47 Prozent auf 870.700 Tiere gestiegen, dies macht 8 Prozent des gesamten Rinderbestandes aus. Mit 273.600 Rindern ist Bayern das bedeutendste Bundesland in der ökologischen Rinderhaltung, fast jedes dritte Öko-Rind wurde hier gehalten.

 

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