Bis einschließlich April diesen Jahres verliefen die Kontraktabschlüsse bei abgepackter Butter ausschließlich negativ, was aber zum großen Teil noch mit der Entwicklung an den Fettmärkten plausibel erklärbar war. Dann folgten die sehr enttäuschenden Abschlüsse für die Produkte des Sortiments Standardkäse (Gouda, Butterkäse, Edamer in allen Varianten) mit Wirkung April. Deshalb waren die Kontraktverhandlungen für die Produkte der weißen Linie quasi das letzte Eisen im Standardsortiment, um zumindest noch einen Milchpreis stabilisierenden Pflock im Kalenderjahr 2019 zu setzen. Das Ergebnis selbst ist zumindest besser als ganz schlecht: Bei den meisten Produkten steht die "schwarze Null", Konsummilch konnte leicht zulegen, einige fetthaltige Produkte wurden – ebenso wenig überraschend - leicht nach unten korrigiert. Das VMB-Urteil der Kontraktverhandlungen im Herbst "nur Almosen" hat somit noch einen kleinen Nachschlag bekommen.
Länger als sonst wurde hinter den Kulissen gepokert, bis die Preisänderungen umgesetzt wurden. Erst am 9. Mai traute sich Aldi Nord aus der Deckung, Aldi Süd zog einen Tag später nach. Das Ergebnis nun konkret: Die Abgabepreise der Molkereien für die Konsummilch sollen dem Vernehmen nach um bis zu zwei Cent/Liter angehoben worden sein. Im Handel wirkt sich diese Änderung dahingehend aus, dass die Vollmilch (ESL und H-Milch) um einen Cent auf nun 71 Cent/Liter angestiegen ist. Die fettarmen Varianten haben sich ebenfalls um den einen Cent auf nun 63 Cent/Liter erhöht. Während jede billige Tankstelle Preisänderungen von einem Cent gar nicht mehr kennt, sondern mit Schritten von mindestens drei oder gar 5 Cent an der Preisschraube dreht, wird beim kostbaren Lebensmittel Milch mittlerweile um jeden einzelnen Cent gefeilscht. Bei der Bio-Milch hat es übrigens keine Veränderungen bei den Preisen gegeben, nicht nach oben, aber auch nicht nach unten. Dass derzeit der Biomilchpreis angesichts der zahlreichen Umstellungen weit mehr unter Druck steht als die konventionelle Schiene, ist aber kein Geheimnis. Die Verbraucherpreise verbleiben bei Vollmilch mit 3,8 Prozent Fett (ESL und H-Milch) bei 1,05 Euro/Liter, ebenso bei der fettarmen Variante auf dem Niveau von 95 Cent/Liter. Dass aber der Handel seine schützende Hand nicht uneingeschränkt über die Biomilch hält, hat vergangene Woche der Marken-Discounter Netto gezeigt: Dort wurden für die Dauer einer Woche 6 Liter ESL-Milch der Eigenmarke BioBio mit 3,8 Prozent Fett für nur 5 Euro angeboten, dies entspricht einem Nachlass von 20 Prozent.
Wie schon im Herbst letzten Jahres bleiben die Preise für Quark/Topfen und Magerquark (500 g) stabil bei 69 Cent. Bei 250 g stehen die Preise für die fetthaltigen Varianten (20 und 40 Prozent) Quark/Topfen weiterhin bei 49 Cent. Nach unten angepasst wurde dagegen die haltbare und die frische Schlagsahne mit 200 g von 65 auf 63 Cent sowie Creme fraiche von 69 auf 67 Cent. Unverändert bleiben dagegen Kondensmilch in den Varianten 4, 7, 5 und 10 Prozent Fett; diese sind auf dem Preisniveau von 50, 56 sowie 66 Cent. Das Kaffeekännchen kostet weiter die bisherigen 39 Cent.
Die Auswirkungen auf die Milcherzeugerpreise werden - trotz der leichten Erhöhung bei der Konsummilch - allenfalls ein stabilisierendes Element haben. Leider hat sich die Fettseite erst jüngst etwas stabilisiert. Aber dass für Butter und Sahne nach wie vor deutlich weniger bezahlt wird als im vergangenen Jahr, zeigt ein kurzer Blick auf die Notierungen an den Börsen und eben die weitgehend noch marktkonformen Anpassungen in den letzten Monaten bei Butter oder bei der aktuellen Preisrunde bei den hochfetthaltigen Produkten. Diese Zusatzverwertung über die Fettseite geht den Trinkmilchabfüllern für die Discountschiene, der ja die Hälfte der Konsummilch als fettarme Variante verkauft, bei der Gesamtverwertung der Rohmilch ab. Für den Milchpreis insgesamt ist aber auch in diesem Zusammenhang erneut zu erwähnen, dass nur etwa 40 Prozent der in Deutschland erzeugten Milch über den Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt wird. Und der Drittlandsmarkt läuft derzeit nicht so schlecht, die seit Monaten positiven Impulse vom Weltmarkt sollten bald ihren Einfluss auf den europäischen und deutschen Markt haben.