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Jetzt Hörner bei Kaufland

Während man sich in der Politik an jahrzehntelang undenkbare Koalitionen wie schwarz-grün oder grün-schwarz längst gewöhnt hat, auch manch andere realisierte oder letztlich doch gescheiterte Zusammenarbeit ("Jamaika", "Kenia") kaum noch Aufsehen erregt, spielen sich beim mächtigen Lebensmitteleinzelhandel wahre Revolutionen ab. War der Einstieg von Bioland bei Lidl anfang des Jahres schon eine nicht alltägliche und auch nicht unbedingt erwartete Kooperation, ist die in dieser Woche gestartete Zusammenarbeit von dem zur Schwarz-Gruppe zählenden Lebensmittelhändler Kaufland mit dem Anbauverband Demeter fast schon eine Revolution: Hardcore-Bio beim Discounter!

Rückblende: Seit Januar diesen Jahres ist ein großes Angebot an Waren mit dem Bioland-Siegel in den Regalen von dem ebenso zur Schwarz-Gruppe zählenden Discounter Lidl zu finden: Regionales Bio-Angebot trifft hier auf knallharten Billig-Supermarkt. Dass über das weitverzweigte Lidl-Netz die Nachfrage und der Absatz von Bioprodukten erhöht werden wird, dürfte außer Frage stehen. Darin lässt Lidl auch keinen Zweifel: "Man wolle hochwertige Bio-Produkte in die Mitte der Gesellschaft bringen". Und auch der Bioland-Verband sieht, trotz so mancher verbandsinterner kritischer Stimmen große Chancen mit dieser Zusammenarbeit, den Öko-Landbau voranzubringen: "Die Kooperation ermögliche eine Entwicklung hin zu mehr ökologischer Landwirtschaft in Deutschland". Auch sehr viele Molkereiprodukte der Lidl-Eigenmarke Milbona BioOrganic und dem Bioland-Siegel sind jetzt im Sortiment zu finden.

Und seit dieser Woche gibt es also Produkte von Demeter bei Kaufland. Bisher hat Kaufland nach eigenen Angaben bereits über 1.600 Bioprodukte in seinem Sortiment, vornehmlich über sein K-Bio-Sortiment der EG-Ökoverordnung für ökologische Landwirtschaft. In diesen Tagen kommen etwa 150, bis Ende 2019 dann 200 Demeter-Produkte hinzu. Davon auch eine Reihe von Milchprodukten, die als Marke Campo Verde mit dem Logo von Demeter gelistet sind. Bekanntlich werden Produkte von Demeter nach besonders strengen biologisch-dynamischen Richtlinien erzeugt. Mensch, Tier und Natur sollen in Einklang stehen. Bei der Aufzucht und Haltung der Tiere ist auf deren Grundbedürfnisse zu achten. Pflege, Hygiene, Transport und auch Schlachtung müssen ethisch korrekt stattfinden. So ist bekanntlich auch das Enthornen nicht zugelassen, um das Wohlergehen der Tiere zu erhalten. Auslaufflächen spielen eine große Rolle, damit die Tiere sich wohlfühlen. Und beim Produkt Milch selbst: Die Milch wird keiner Homogenisierung unterzogen, die bekanntlich das Aufrahmen oder den Sahnepfropfen auf der Trinkmilch verhindert. Dieser "Überraschungs-Plopp" kann aber durch einfaches Schütteln verhindert werden.

Bleibt abschließend die entscheidende Frage aus Sicht der Milcherzeuger: Zu welchen Preisen werden die Produkte bei Lidl und Kaufland derzeit angeboten? Wie werden sich die Preise entwickeln und vor allem: Können die in den vergangenen Jahren höchst stabilen Erzeugerpreise der Biomilchbauern auf diesem Niveau gehalten werden? Bei Lidl kostet der Liter Biomilch derzeit eher mäßige 1,05 Euro - für Milch mit übrigens 3,8 Prozent Fettgehalt. Der Liter Demeter-Milch bei Kaufland, ebenso mit 3,8 Prozent Fett wird mit 1,59 Euro angeboten. Es reicht hier nicht, wenn die Demeter-Landwirte durch langfristig gesicherte Absatzmengen beim Discounter nur Planungs- und Existenzsicherheit erhalten. Bleibt zu hoffen, dass der Wunsch von Bioland-Chef Jan Plagge in Erfüllung geht: „Lidl sichert uns auskömmliche Preise für die Erzeuger und einen fairen Umgang zu."  Bei anderen gewichtigen Markenprodukten aus dem Nonfood-Bereich, die in den letzten Jahren ihr Glück bei den Discountern gesucht haben, war dies oft nicht der Fall. Dort wurden die Preise zum Teil massiv und nachhaltig nach unten geprügelt.

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