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Haltungswechsel: Aldi und Lidl gehen bei Trinkmilch Hand in Hand

Wenn es um Wettbewerb und Marktanteile geht, schenken sich Aldi und Lidl beim (Eigen) Werben um den Besten und (gleichzeitig) den Billigsten keinen Euro und keinen Cent. Wenn es aber um die Umsetzung von Firmenzielen geht, gehen beide weder vom Gaspedal und verlassen kaum die Überholspur. Das wurde diese Woche wieder nachdrücklich vor Augen geführt, als Aldi seine verschärfte Zeitschiene in Sachen #Haltungswechsel kommunizierte - und keine 48 Stunden später Lidl fast wort- und zeitgleich nachzog: im kommenden Jahr 2024 soll die komplette Trinkmilch (Eigenmarken) der beiden Discountriesen komplett auf Haltungsstufe 3 und 4 umgestellt sein.

Die drohende Diskussion um die Änderung des Tierschutzgesetz und hier konkret die Haltungsform bringt Verunsicherung genug in die Reihen der Milcherzeuger! Da werden parallel auch von den Marktakteuren die Zügel mit einer Vehemenz und Geschwindigkeit angezogen, deren ie gerade für den Milchstandort Bayern und viele seiner verbliebenen gut 24.000 Milcherzeuger zu einer echten Existenzfrage werden lassen. Wenn also Aldi "im Frühjahr 2024" sein gesamtes Sortiment Trinkmilch auf Haltungsstufe 3 und 4 umgestellt hat und Lidl "ab Anfang 2024" Frischmilch und laktosefreie Milch seiner Eigenmarken nachzieht und dann noch nachlegt, dass "im Jahr 2024" auch noch die H-Milch folgen werde, werden wohl sehr schnell auch die anderen Wettbewerber, allen voran die Akteure der Edeka- und Rewe-Gruppe nachziehen (müssen).  Und für die bayerischen Milcherzeuger bedeutet dies, dass neben den 12.000 Anbindehaltern (ganzjährig bzw. kombi) auch die Betriebe mit Boxenlaufställen die notwendigen Kriterien für Haltungsstufe 3 nicht mehr erfüllen. Trotzdem scheint es laut der Lebensmittelhändler noch keinen Mangel an Rohstoff mit den geforderten Voraussetzungen zu geben, dank der "vertrauensvollen Zusammenarbeit mit allen Partnern entlang der Wertschöpfungskette". Die Milch wird ja zukünftig bei Aldi und bei Lidl zu 100 Prozent aus Deutschland kommen, aber eben dann weniger aus dem südlichen Deutschland, zu dem sich auch Bayern zählen darf.

Aldi gibt da unumwunden zu: Die Haltungsform 3 wird somit bei Aldi zum neuen Mindeststandard unserer Trinkmilch. Soll heißen: Der derzeitige gesetzliche Standard mit den Kriterien für Haltungsform 1 und auch 2 spielt dann in den Tetrapaks der Eigenmarken für die gesamte Palette der Trinkmilch im Lebensmitteleinzelhandel keine Rolle mehr. Somit wären - wie schon erwähnt - auch Betriebe mit Kombihaltung und auch reine Boxenlaufställe ohne Außenklimaanreize außen vor. Natürlich kann die Milch aus diesen Haltungsformen weiter vermarktet werden. Trinkmilch ist nur ein kleines, aber eben strategisch wichtiges Segment mit großer Vorreiterrolle für andere Verwertungen. Aber wenn die "3" bei Trinkmilch Mindeststandard werden soll, ist eine "2" auf anderen Verwertungen wie Käse eben keine wirkliche Werbung für Mehrwert in Sachen Tierwohl mehr.

Bedenklich ist auch der Zeitpunkt der Bekanntgabe der teils um sechs Jahre früher als geplant umgesetzten Ziele zum #Haltungswechsel: Für die laufende politische Diskussion um die gesetzlich verankerte Form der Tierhaltung im Tierschutzgesetz droht das Vorpreschen von Aldi und Lidl eine Steilvorlage für alle Akteure aus Politik und NGO´s zu werden, die jeglicher Form der Anbindehaltung lieber heute als morgen den Garaus machen wollen.

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