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Grüne Woche: Fachforum Milch mit bayerischer Note

Vergangene Woche hätte die diesjährige Internationale Grüne Woche stattfinden sollen. Hat sie auch dieses Jahr, nur eben anders! Dieses "anders" trifft auch auf die milchwirtschaftlichen Fachveranstaltungen zu, die traditionell am Montag und Dienstag die gesamte Milchbranche nach Berlin zieht. In diesem Jahr musste niemand erst nach Berlin reisen, die bekannten Themen rund um die Milchviehhaltung wurden diesmal Pandemie geschuldet und corona-korrekt virtuell via heimische Bildschirme diskutiert. Zum Thema "2030 - Milch trifft Zukunft" wurde in zwei Diskussionsrunden debattiert, in denen sich mit Christine Singer, Milchbäuerin und erste stellvertretende Landesbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, und Christian Schramm, Leiter des Rohstoffeinkaufs bei Zott SE & Co. KG, auch zwei bayerische Vertreter einbringen konnten.

Mit welchen Herausforderungen sich Milchviehhalter in 10 Jahren konfrontiert sehen, ist zwar angesichts der Dynamik laufender Prozesse in vielen Punkten rein hypothetisch. Doch angesichts der immensen Investitionssummen in der Milchviehhaltung ist eine bestmögliche Folgenabschätzung unumgänglich, allen politischen und gesellschaftlichen Änderungen zum Trotz. Deswegen müssen auch bei den laufend wachsenden Anforderungen an das Tierwohl Verlässlichkeit und Konstanz bei der Weiterentwicklung eingefordert werden. Und diese Anforderungen müssen ausreichend honoriert werden, nur ein Ausgleich der Kosten ist deutlich zu wenig!

Zum Thema "Milchviehhaltung 2030 - Wohin führt der Weg?" diskutierte Christine Singer mit Frau Prof. Ute Knierim von der Universität Kassel und Peter Manderfeld, ebenso praktizierender Milcherzeuger und Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG. Als Mitglieder Arbeitsgruppe Rind der Borchert-Kommission bringt Frau Singer sich aktiv in den laufenden Diskussionsprozess auf bundesdeutscher Ebene ein. Sie vertritt die Meinung, dass in Zukunft ihre BerufskollegInnen und die nachfolgende Generation nur dann noch bereit sind, in die Milcherzeugung zu investieren und die Arbeit mit Kühen auch als Lebensaufgabe zu sehen, wenn auch die Entlohnung passt. Und dass das Augenmerk auch in der Rinderhaltung immer mehr auch auf eine nochmalige Verbesserung des Tierwohls zu richten ist, steht außer Frage. Dabei geht es in der öffentlichen oder gesellschaftlichen Diskussion nicht um den letzten Zentimeter Platzbedarf für das Tier. Es geht hier mehr um ein Bündel von Indikatoren, die die manchmal sogar selbstverständlichen Haltungsmaßnahmen der Milcherzeuger beschreiben.

In der zweiten Diskussionsrunde setzte sich Christian Schramm mit DBV-Milchpräsident Karsten Schmal, selbst Milchbauer im nordhessischen Sachsenhausen und der jungen Milchviehhalterin Katharina Leyschulte aus Nordrhein-Westfalen zum Thema "Strategie 2030 - Wo stehen wir?" auseinander. Der Abschluss der Arbeiten zur Sektorstrategie Milch 2030 ist vor einem Jahr erfolgt, die Umsetzung der Beschlüsse ist in vollem Gange. Wie alle Teilnehmer sieht auch Christian Schramm die Sektorstrategie Milch als dynamisches Dokument, das ständig weiterentwickelt werden kann - oder muss. Nicht vergessen werden dürfe seiner Einschätzung zufolge, dass die Milchwirtschaft einem enormen Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist. Dies träfe gleichermaßen auf der Ebene des Lebensmitteleinzelhandels, der Molkereien und vor allem auf der Ebene der Milcherzeuger zu. Und es solle niemand ernsthaft glauben, dass sich diese Entwicklung schnell ändern würde. Als Vertreter eines Markenartiklers äußerte er die Vermutung, dass sich die wertschöpfenden und werthaltigen Segmente auf der einen Seite und die günstigeren Sortimente entwickeln werden. Dagegen dürfte es der preisliche Mittelbau im Kühlregal zukünftig deutlich schwerer haben.

Schramm bezog auch Stellung zu der aus Sicht der Milcherzeuger durchaus nachvollziehbaren Forderung, bei Listungsverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel "standhaft" zu bleiben. Im "worst case" komme es dann zu einer Auslistung, der Auftrag ginge an einen Wettbewerber. Folge: Der weiter von den Milchbauern erfasste Rohstoff Milch müsste in einer anderen, oftmals schlechteren Verwertung untergebracht werden. Sinkende Milchpreise für die eigenen Milchbauern würden Folge dieses (Über) Mutes sein. Positiv äußerte sich Schramm zur Installation einer Branchenkommunikation Milch, die er für dringend notwendig erachtet. Niemand könne Milch und deren Verwertung so gut erklären wie die Branche selbst, sicherlich mit etwas anderer Kommunikation, wie es die Branche bisher getan hat.

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