Die Corona-Pandemie hat auch vor dem Nachbarland Schweiz nicht Halt gemacht. Und ein weiteres Problem hat die Eidgenossen seit dem Frühjahr massiv beschäftigt: Zwischen den Schweizer Bergen tat sich unvermittelt ein Butterloch auf, das nicht mehr aus eigener Erzeugung aufgefüllt werden konnte. Damit die Handelsregale auch in der Weihnachtszeit noch ausreichend bestückt sein konnten, wurden bereits seit März notwendige Vorkehrungen getroffen. Und diese Vorkehrungen hießen Import aus der benachbarten Europäischen Union, die auch von Juli bis November realisiert werden konnten.
Was sind nun die Gründe, dass die Schweizer den Bedarf an Butter nicht mehr aus eigener Erzeugung haben decken können? Die Milcherzeugung in der Schweiz ist seit dem Ausstieg aus der Kontingentierung im Jahr 2009 zwar noch stabil, im langjährigen Mittel aber eher tief. Die Verwertung der Milch zu Käse nimmt in den vergangenen Jahren wegen des durchaus erfreulichen Käseabsatzes zu, bindet aber auch vermehrt Fett und stellt weniger Milch für andere Verwertungskanäle bereit. Die breite Diskussion um die Verwendung von Palmöl hat auch in der EU-Konklave Schweiz zu einer Renaissance des Butterfettes geführt. Und: Corona-bedingt ist auch in der Schweiz der private Verbrauch "fett" angestiegen. Und während des Lockdowns sind für einige Monate die bekannten "Direktimporte" Schweizer Verbraucher in den grenznahen deutschen Einkaufsläden praktisch auf null gefallen. Folge war eben dann, dass sich frühzeitig ein Defizit in der Verfügbarkeit von Butter aufgetan hat. Der Import in der Schweiz außerhalb des so genannten Zollkontingents führt zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand. Dazu musste erst ein Antrag über die Branchenorganisation Milch (BOM) an das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gestellt und dann über den Bundesrat ein Beschluss gefasst werden. Dies sei aber nur am Rande erwähnt.
Als Mitte des Jahres die notwendigen 4.000 t bis 5.000 t in den Tiefkühllagern nicht verfügbar zu sein schienen, wurden frühzeitig diese Anstrengungen Richtung Butterimporte aufgenommen. Das Mitte des Jahres errechnete "Butter-Manko" belief sich anfangs auf nur etwa 1.300 t. Demzufolge wurden zuzüglich eines Schweizer Sicherheitsaufschlages - vor allem wegen einer sicheren Versorgung zu Weihnachten wegen der "Guetzli" - insgesamt 1.800 t Importmenge beantragt. Diese Menge musste dann im Oktober nochmals aufgestockt werden. Insgesamt beliefen sich die eidgenössischen Butterimporte, die in den vergangenen Jahren gerade einmal 100 t ausmachten, im laufenden Jahr auf über 5.000 t. Das sind mehr als 10 Prozent des diesjährigen Bedarfs in der Schweiz. Auf jeden Fall wurde der Butterbedarf rechtzeitig gedeckt, der Weihnachtsfriede in der Schweiz gesichert und die Guetzli wohl mittlerweile weitgehend gebacken.
Ob das Schweizer Butterloch eine einmalige, auch durch Corona bedingte Angelegenheit bleiben wird, ist abzuwarten: Auch in der Schweiz leiden die Milchbauern unter einem erheblichen Kostendruck, der mit den dort erzielten, in den vergangenen vier Jahren zwar leicht steigenden Milchpreisen nicht aufgefangen werden kann. Folge sind auch dort vermehrt Betriebsaufgaben und - wie inzwischen auch in Bayern - eine jährlich zurückgehende Milcherzeugung, im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent.