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Berliner Milchforum: Milchpreisprognose 2023 noch unmöglich!

Beim diesjährigen Berliner Milchforum Mitte März in Berlin analysierte wie immer zu Beginn der Fachtagung Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin der ZMB, in gewohnt sachlicher und nüchterner Form die Situation am Milchmarkt. Während Wohlfarth im vergangenen Jahr – selbstironisch auf ihr Alter bezogen – noch meinte, dass (auch beim Milchpreis) „55 wohl die neuen 40“ sein würden und damit rückblickend sogar noch untertrieb, stellte sich die aktuelle Situation an ihrem 56. Geburtstag ungleich schwieriger dar.  Im vergangenen Jahr führten bei einem Rückgang des Milchaufkommens einiger Exportländer, einer hohen Nachfrage während der Pandemie und die starke Verunsicherung zu Beginn des Ukrainekrieges zu einer wahren Kostenexplosion in der gesamten Wertschöpfungskette. Als Folge dessen erreichten auch die Milchpreise fast unglaubliche, nichtsdestotrotz dringend notwendige Sphären: Seit einigen Monaten hat sich das Blatt gewendet: Die Inflation hat die Nachfrage im In- und Ausland gedämpft, so dass der Gesamtverbrauch in 2022 entgegen dem Trend gesunken ist. Und in Deutschland hatten die Discounter, die zu Corona-Zeiten noch Kundschaft an die Supermärkte verloren hatten, großen Zulauf. Das betraf sowohl Erzeugnisse aus konventioneller und auch ökologischer Bewirtschaftung. Und ein weiterer Trend: Die preislich günstigeren Milchprodukte, also die Handelsmarken, konnten steigende Marktanteile verbuchen, zu Lasten der Markenhersteller.

Der aktuelle Anstieg des Milchaufkommens ist aber wohl nur ein kurzfristiger Mitnahmeeffekt und keine Trendumkehr. Der Höchststand der Anlieferung in Deutschland und EU von 2020 wird nicht mehr erreicht. Nach jahrzehntelangen Zuwächsen wird sich zukünftig das zur Verarbeitung kommende Milchaufkommen verringern. Wie viel, bleibt abzuwarten. Aber der auch hierzulande, durch die gerade für abgeschriebene Ställe recht auskömmlichen Milchpreise, gebremste Strukturwandel ist wohl nur aufgeschoben. Die politischen Rahmenbedingungen, die gesellschaftliche Anforderungen und auch die Altersstruktur unter den Milchviehhaltern wird längerfristig zu einem Rückgang des Milchaufkommens führen. Und die Kosten für Energie, Rohstoffe und Arbeit werden voraussichtlich dauerhaft höher bleiben als in der Vergangenheit. Was bleibt ist die Unsicherheit über die weitere Nachfrage am Binnen- und Weltmarkt in Zeiten hoher Inflation und schwieriger Rahmenbedingungen in China. Starke Verwertungsunterschiede rühren im Moment aus kurz- und langfristigen Abschlüssen her. Während im Süden die Milchpreise im Durchschnitt noch bei mittigen 50 ct/kg liegen, werden aus dem Norden bereits Milchpreise on um die 40 ct/kg gemeldet. Allerdings dürfte die internationale Nachfrage bei niedrigeren Preisen wieder wachsen, wobei die Milchpreise den Verwertungen folgen werden. Bei der Frage nach einer Prognose eines Milchpreises für 2023 blieb Wohlfahrth nachvollziehbar und zurecht und sehr vage: Sie schätzte „40 bis 50 Cent“. Die Extreme beim Kieler Rohstoffwert, der sich jetzt im März bei einem Wert von knapp unter 39 ct/kg stabilisiert zu haben scheint, werden beim Milchpreis nicht "mitgenommen". Von daher darf auch Kritik geübt werden, dass im Nachgang zum Berliner Milchforum in so manchen Fachmedien nur die 40 Cent genannt. Eben nur die halbe Wahrheit der Prognose.

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