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Anbindehaltung in Dänemark (ver)schwindet

Im Zusammenhang mit den laufenden Arbeiten in der Initiative Tierwohl Rind und der Weiterentwicklung von QM Milch, mit Konzeption eines Moduls "QM Tierwohl", rückt die Anbindehaltung wieder intensiv in den Fokus der Wertschöpfungskette Milch. Während die ganzjährige Anbindehaltung immer heftigeren Gegenwind von Seiten des Marktes erfährt, versuchen die bayerischen Erzeugervertreter nach wie vor zusammen mit der Milchwirtschaft, das Modell der Kombihaltung in die weiterzuentwickelnden Systeme zu integrieren. 

Neben der Diskussion auf Bundes- und Landesebene geht der Fokus auch immer ins europäische Ausland, wie dort mit der Diskussion um die Haltungsform im Bereich Rind umgegangen wird. Eine Meldung Mitte der Woche des Nachrichtenmagazins Agra-Europe (AgE), dem unabhängigen europäischen Presse- und Informationsdienst für Agrarpolitik und Agrarwirtschaft, aus dem nördlichen Nachbarland Dänemark lässt deshalb aufhorchen: "Dänemark steigt aus der Anbindehaltung aus"! Der Meldung zufolge hat die dänische Regierung das Aus für die Anbindehaltung beschlossen. Nach dem von Landwirtschaftsminister Mogens Jensen vorgelegten Plan, gilt ab dem Jahr 2027 ein generelles Verbot dieser Haltungsform. Ökologisch wirtschaftende Rinderhalter müssen bereits bis 2024 vollständig aussteigen. Für Neubauten soll grundsätzlich sogar schon ab dem 1. Januar 2022 ein Anbindeverbot greifen, das voraussichtlich in einer novellierten dänischen Ökoverordnung festgeschrieben wird.

Ökologisch wirtschaftende Betriebe mit einer Herde von bis zu 50 Tieren sollen jedoch eine zweijährige Übergangsfrist bekommen. Diese wird laut Agrarressort im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung erteilt, wobei die Landwirte dafür nachweisen müssen, dass auf ihrem Hof ansonsten ein "ausreichend Tierschutzniveau" gewährleistet sein muss, so AgE. Diese Ausnahme dürfte allerdings maximal noch 10 (!) Biobetriebe betreffen.

Minister Jensen betonte die Notwendigkeit von Übergangszeiträumen für die Landwirte, die heute noch Anbindehaltung betreiben. Diese dürften nicht von einem Tag auf den nächsten ihren Lebensunterhalt verlieren. Mit dieser Kompromisslösung treibe man jedoch den Tierschutz in Dänemark voran und biete den Betrieben ausreichend Zeit, sich an die neuen Regeln anzupassen.

Was jetzt auf den ersten Blick überraschend und für die bayerischen Milcherzeugerbetriebe die Besorgnis steigern würde, erweist sich auf den zweiten Blick als Konsequenz aus lange getroffenen Beschlüssen: Bereits vor mehr als 10 Jahren, im Frühjahr 2010 wurde aus Dänemark gemeldet, dass die Anbindehaltung von Milchkühen dort per Gesetz verboten werden solle. Damals standen bereits nur noch 15 Prozent der dänischen Kühe im Anbindestall. Bis spätestens 2024, so wurde damals gemeldet, solle es keine Anbindehaltung mehr geben. Ausgenommen seien nur kurzfristige Maßnahmen z.B. in Verbindung mit der Klauenpflege oder Behandlung durch den Tierarzt.

Bereits damals wurde darauf hingewiesen, dass das Gesetz auch in die Einrichtung von Kuh-, Kälber- und Jungviehställen eingreifen werde: Als Beispiele seien genannt, dass pro Kuh ein Liegeplatz vorhanden sein müsse, je 50 Kühe eine rotierende Kuhbürste notwendig sei, die Liegeflächen trocken und weich sein müssen, ein Verbot von Vollspalten im Jungviehstall ergehen solle, eine Weidepflicht für das Jungvieh an 150 Tagen mit jeweils 6 Stunden gelten solle und dass Kalb und Kuh frühestens 12 Stunden nach der Kalbung getrennt werden sollen.

Dänemark ist sicher nicht mit dem süddeutschen Raum und vor allem nicht mit Bayern und seinen Strukturen vergleichbar. Trotzdem ist zur Kenntnis zu nehmen, dass die heutige Milchwirtschaft zumindest bei der Verarbeitung europäisch verflochten ist. So hat die auch in Deutschland nicht unbedeutende europäische Molkereigenossenschaft ARLA ihren Sitz in Dänemark. Deshalb hat die Entwicklung der Haltungsformen Rind in Dänemark auch früher oder hoffentlich später auch Auswirkungen auf Deutschland und dann auf Bayern. Denn es ist wohl nicht anzunehmen, dass ARLA in Dänemark und in Deutschland wie auch an ihren anderen Standorten unterschiedliche Haltungsformen akzeptieren wird.

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