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Wir bayerischen Milchbauern

Hartmut Neuberger

aus Unterfranken vermarktet mit Berufskollegen zusammen einen Teil seiner Milch selbst.

Erfolg durch Selbst-Initiative

Selbst ist der Mann: Das gilt definitiv für Milchbauer Hartmut Neuberger, Delegierter im Verband der Milcherzeuger und Inhaber eines Milchviehbetriebes mit 170 Kühen. Zusammen mit fünf Berufskollegen im Landkreis Miltenberg gehört er zu den Direktvermarktern, die ihre Milch für den Miltenberger Käsetaler liefern. Die Geschichte der Vermarktungsinitiative ist jedenfalls spannend.

Idee | Als nämlich nach dem Wegfall der Milchquote die Preise im freien Fall waren, suchten Hartmut Neuberger und andere Milchbauern im Landkreis Miltenberg einen Weg aus der Misere, indem sie ihre Milch selbst vermarkten und damit die Wertschöpfung ihres Produktes erhöhen wollten. „Das gestaltete sich allerdings schwierig, da am Untermain keine einzige Molkerei ansässig ist.“, erzählt Hartmut Neuberger. „In Landrat Jens Marco Scherf hatten wir jedoch einen absolut engagierten Mitstreiter. Er schaffte es, daß wir die Milch zunächst eines Hofes bei der Molkerei Hüttenthal im Odenwald zu Käse verarbeiten lassen konnten.“

Initiative | Im Herbst 2016 war dann der erste „Miltenberger Käsetaler“ im Handel. Es wurden sogleich weitere Landwirte gesucht, die bei dem Selbstvermarktungsprojekt mitmachen sollten. Alle zu diesem Zeitpunkt noch 22 aktive Milchviehbetriebe im gesamten Landkreis Miltenberg wurden angeschrieben. Das Projekt wurde vorgestellt. Nach mehreren Treffen, Gesprächen, Diskussionen und immer feiner werdenden Details, waren plötzlich sechs Milchviehbetriebe Direktvermarkter. „Im Grunde begann da unsere Erfolgsgeschichte“, so Hartmut Neuberger. „Im Frühjahr 2017 gründeten wir die Interessengemeinschaft Miltenberger Mainland-Milch IG. Ab dieser Zeit war auch zu spüren, dass unser Projekt mit dem Miltenberger Käsetaler  ein Erfolg werden würde.“ erzählt Hartmut Neuberger. „Durch die regionale Vermarktung ergibt sich eine Multi-Win-Situation für viele Beteiligten. Die Landwirte erhalten einen fairen Milchpreis pro Liter, die Molkerei ist besser ausgelastet und kann Leerzeiten vermeiden, der regionale Großhandel versorgt die regionalen Geschäfte, sowie die Gastronomie und Winzer und die Verbraucher haben die Möglichkeit ein hervorragendes regionales Produkt zu erwerben.“

Marketing | Das Konzept ist so simpel wie genial. Ein Teil der Milch wird vom landwirtschaftlichen Betrieb direkt an die Molkerei Hüttenthal im Odenwald geliefert. Der hierfür angeschaffte Milchtankanhänger wechselt nach jeder Lieferung den Hof. So wird aus der frischen Milch der „Miltenberger Käsetaler“ gefertigt. 1.600 Liter Milch ergeben 1.600 Miltenberger Käsetaler. Verkauft wird der Taler an und über Münch Frischdienst GmbH in Bürgstadt. Der Käse wird im gesamten Landkreis und in angrenzenden Landkreisen zum Verkauf angeboten. "Seit April 2018 hat der Miltenberger Käsetaler sogar ein Geschwisterchen: den „Miltenberger Landfrauentaler“, eine Variante mit Kräutern. Auf Märkten und Festen sind die Landwirtsfamilien stets präsent, um ihre Produkte zu bewerben und mit den Verbrauchen ins Gespräch zu kommen. Die freundliche Resonanz motiviert uns, das Projekt weiter auszubauen. So gab es erste Gespräche um landkreiseigene Milch, Joghurt, etc. zu vermarkten", erzählt Hartmut Neuberger.

Betrieb | Als wäre die Öffentlichkeitsarbeit für die Selbstvermarktungsinitiative noch nicht genug, machen die Neubergers noch Betriebsführungen und Veranstaltungen für Schulklassen auf dem Hof in Berndiel. Das alles funktioniert nur, weil alle Familienmitglieder zusammenhelfen und ihre definierten Aufgabenbereiche haben: Ehefrau Angelika, die sich ums Melken, Haushalt und Familie kümmert. Oma Irma versorgt die Enkelkinder, kümmert sich um Garten und Haushalt. Opa Heinz und Sohn Alexander sind für Zucht und Herdenmanagement zuständig. Sohn Christian kümmert sich um Außenwirtschaft, überbetrieblichen Maschineneinsatz und Kälberaufzucht. Tochter Michaela hilft im Büro mit. Der jüngste Sohn Jochen unterstützt bei der Jungviehaufzucht und möchte auch den Beruf des Landwirts erlernen.

© VMB | Oktober 2019 | Foto: Schönmüller/Miltenberger Stadtfest


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