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Milch nicht krebserregend!

Die Zeiten, in denen das neben Trinkwasser wohl bestuntersuchteste Lebensmittel, nämlich die Milch, allerseits uneingeschränkte Unterstützung erhält, gehören leider der Vergangenheit an. Auf der einen Seite kratzen die selbsternannten Freunde des Tierwohls am guten Image der Milch. Auf der anderen Seite erhebt der eine oder andere Wissenschaftler seine bedenkende Stimme gegen Milch und Milchprodukte.

Mitte dieser Woche hatte das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) im Rahmen einer Pressekonferenz "Neuartige Infektionserreger als Krebsrisikofaktoren" auf mögliche gesundheitliche Gefahrenpotentiale beim Verzehr von Milch und Milchprodukten hingewiesen. Aussender dieser Botschaft war der (die kommenden Tage 83 werdende) ehemalige Vorstandsvorsitzende des DKFZ, Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen, der übrigens 2008 auch einen Nobelpreis erhalten hat ("The Nobel Prize in Phyiology or medicine 2008") mit seinen Ausführungen zu "Milch- und Rindfleischkonsum als Krebsrisikofaktoren: Von der epidemiologischen Beobachtung zum Modell für Darm- und Brustkrebs". Unterstützt wurde er dabei bei besagter Pressekonferenz von seiner Frau, Prof. Dr. rer. nat. Ethel-Michele de Villiers, ehemals Leiterin der Abt. Tumorvirus-Charakterisierung an eben diesem DKFZ, mit deren Ausführungen "Neue Erreger: Charakterisierung der infektiösen Faktoren in Milch und Fleisch".

Was waren die Kernaussagen: Prof. zur Hausen, der sich seit 2014 mit der Frage beschäftigt, ob durch Ernährung mit Rindfleisch beim Menschen Krebs induziert werden kann ("Bovine Meat and Milk Faktors" (BMMF). Diese BMMF könnten nach zur Hausen chronische Entzündungen verursachen, was wiederum ein höheres Risiko insbesondere für Dickdarm- und möglicherweise auch für Brust- und Prostatakrebs bedeuten könnte. Der Wissenschaftler verwies dabei darauf, dass das weltweite Verteilungsmuster der Darm- und Brustkrebsraten auf einen Zusammenhang mit dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind (bos taurus) hindeuten würde. In Indien zum Beispiel, wo die Kühe bekanntlich bei vielen als heilig gelten und somit kaum gegessen werden, erkranken demnach vergleichsweise wenige Menschen an Dickdarmkrebs. In Regionen wie Nordamerika, Argentinien, Europa und Australien, wo vergleichsweise viel Rindfleisch auf den Tisch kommt, liegen die Darmkrebsraten weitaus höher.

Zu diesen Aussagen über den angeblichen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und dem Auftreten von Krebs nahm postwendend der Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) in Person der geschäftsführenden wissenschaftlichen Leiterin, Dr. Gisela Runge, Stellung: "Das Max-Rubner-Institut und das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) haben in umfangreichen Recherchen festgestellt: Milch und Milchprodukte erhöhen im Rahmen der Verzehrempfehlungen das Darmkrebs- und das Brustkrebsrisiko nicht. Verschiedene Milchinhaltsstoffe scheinen sogar eine Schutzwirkung zu besitzen. Dieses bestätigt der internationale Krebsreport 2018 "meat, fish and dairy products and the risk of cancer". Danach reduzieren Milch und Milchprodukte das Risiko für Darm- und Brustkrebs. Die Hypothesen von Prof. zur Hausen stehen dazu im Widerspruch. Mit unbewiesenen Hypothesen die Sicherheit von Kuhmilch in Frage zu stellen, ist aus Sicht des MIV unverantwortlich. Der MIV erwartet eine sachliche wissenschaftliche Bewertung auf Basis des aktuellen Standes, damit der Verbraucher nicht in die Irre geführt wird. Das heißt nicht, dass wissenschaftlich neue Ansätze nicht diskutiert werden sollen und müssen."

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