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Von links: Karsten Schmal (Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes), Heinz Korte (Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Milchkontors), Hans-Joachim Fuchtel (Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft), Detlef Steinert Chefredakteur Landwirtschaftliche Zeitung Rheinland. (c)VMB

DBV-Milchforum mit Sektorstrategie

Während der Internationalen Grünen Woche in Berlin wird - entgegen den landläufigen Klischees - nicht nur Kulinarisches geboten, sondern auch viel harte fachliche Kost. Während die Milch und die daraus hergestellten Milchprodukte ein anerkanntes und schmackhaftes Lebensmittel sind, sind die milchmarktpolitischen Diskussionen und das Finden einer gemeinsamen Position gerade auf der Ebene der Milcherzeuger ein manchmal eher schmerzhaftes, zumindest aber sehr schwieriges Unterfangen. Das traditionelle DBV-Fachforum Milch beschäftigte sich in diesem Jahr mit der Frage "Strategie 20130 - was brauchen unsere Milchbauern?". Ausgelöst hat die Diskussion genau ein Jahr zuvor der Geschäftsführer des genossenschaftlichen DMK, Ingo Müller, beim milchpolitischen Frühschoppen. Und an dieser Frage hatte die Milchwirtschaft in der Tat kräftig zu kauen.

Keine Frage: Eine Strategie ist angesichts der derzeit in der Branche erkennbaren Dynamik dringend vonnöten. Die deutschen und bayerischen Milchbauern werden sich in den kommenden Jahren in einem wachsenden Spannungsfeld zwischen Marktrealität und Verbraucherwunsch bewegen, welches die Perspektiven der Milcherzeugung maßgeblich bestimmen wird. Dieser Prozess unterliegt einer bereits angesprochenen, für viele Milchbauern unerträglichen Dynamik, die sich in anhaltend neuen Anforderungen, höheren Kosten und einem drohenden verstärkten Strukturwandel widerspiegelt.

Dies wirft nicht erst seit gestern die Frage auf, was unsere Milchbauern benötigen, um auch 20130 Betriebe erfolgreich bewirtschaften zu können. Mit welchen Inhalten muss eine Strategie als konzertierte Abstimmung in der deutschen Milchbranche ausgestattet werden, welches Gewicht können die Milchbauern in diesen Prozess einbringen.

Zu Beginn der Veranstaltung erläuterte DBV-Milchbauernpräsident Karsten Schmal die im DBV-Fachausschuss, dem auch VMB-Vorsitzender Wolfgang Scholz angehört, und in Arbeitsgruppen erarbeiteten DBV-Leitlinien für eine Strategie 2030. Dabei stellte er die drei Kernpunkte und die sich ergebenden Handlungsfelder vor. So ist erstens die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die Wertschöpfung für Milcherzeuger zu erhöhen. Erreicht werden soll dies dadurch, dass die Molkereien ungenutzte Wertschöpfungspotentiale heben, dass Genossenschaften und Erzeugergemeinschaften die Vermarktung straffen, dass für die Standardsetzung ein Branchenverband etabliert wird, dass die finanziellen Mittel der EU für die Absatz- und Innovationsförderung zu nutzen sind und der geforderte Tier- und Umweltschutz eine praxisgerechte Ausgestaltung erfährt. Als zweiter Kernpunkt sind die bekannten Produktionsrisiken zu minimieren. Erreicht werden solle  eine moderne und marktgerechte Gestaltung der Lieferbeziehungen, die Beibehaltung bestehender staatlichen Instrumente und die Erleichterung von steuerlichen Gewinnrücklagen.  As dritter Kernpunkt wurde definiert, dass die Akzeptanz einer modernen Milchproduktion gesichert werden müsse. Erreicht werden könne dies nach Ansicht der Erzeugerseite durch die Etablierung einer bundesweiten Kommunikation in der Milchbranche, eine Weiterentwicklung der Milchproduktion über den Branchenstandard QM-Milch und die Sicherung der Akzeptanz für Branchenstandards unter den weiteren Marktpartnern. Hier sind konkret eben QM-Milch und das Nachhaltigkeitsmodul anzusprechen.

Unterstützung für die Erarbeitung einer Strategie innerhalb der Milchbranche kam vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Hans-Joachim Fuchtel. Die bekannten Herausforderungen erfordern eine enge und schlagkräftige Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette Milch - und gefordert sind vor allem die Akteure der Wertschöpfungskette. Die Bildung eines Branchenverbandes kann Vorteile bei der Branchenkommunikation bieten.

Interessante Ansätze bot Thomas Huber, Geschäftsführer der ToChange GmbH. Er ging unter anderen auf die Frage ein, welche Funktionen eine gute Strategie denn erfüllen müsse. Seiner Meinung nach muss sie vor allem Orientierung sowie Richtung vorgeben, aber auch Energie und Durchhaltevermögen schaffen sowie das Handeln der Akteure auf eine gemeinsame Linie bringen und koordinieren.

Heinz Korte, Aufsichtsratsvorsitzender beim Deutschen Milchkontor (DMK), zeigte sich erfreut, dass alle Verbände resp. Organisationen das von seiner Geschäftsführung angestoßene Thema angenommen hätten. Derzeit liegen bekanntlich vier Papiere zur Sektorstrategie vor: Neben dem Deutschen Bauernverband (DBV) noch vom Milchindustrie-Verband (MIV), vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) sowie vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Korte definierte als nächste Schritte, diese Papiere "übereinander zu legen" und Gemeinsamkeiten und weniger die Differenzen herauszufiltern. Wichtig sei seiner Ansicht ein externer Moderator. In diesem Zusammenhang verdeutlichte Thomas Huber, dass beim Erstellen einer gemeinsamen Strategie nicht immer die volle Zustimmung aller Beteiligten möglich ist. Manchmal müssten bei Abstimmungen eben auch einfache Mehrheiten genügen, um den Prozess nicht vollends scheitern zu lassen.

Ein weiteres heiß diskutiertes Thema ist bekanntlich die Gründung eines Branchenverband, unter dem sich viele Akteure anscheinend immer noch etwas anderes vorstellen als dieser tatsächlich leisten kann und auch darf. Prof. Dr. Holger D. Thiele, Direktor des Instituts für Ernährungswirtschaft Kiel, stellte deswegen die Grundlagen zur Gründung eines Branchenverbandes nochmals vor. Dabei verdeutlichte er und auch DBV-Milchpräsident Karsten Schmal nochmals die wichtigsten Punkte, die hier unbedingt enthalten sein müssen: Standardsetzung, gesellschaftliche Diskussion, Tier- und Umweltschutz sowie die Wirtschaftlichkeit. DMK-Chef Heinz Korte ergänzte die Auflistung noch um die Themen Kommunikation, Forschung und Entwicklung.

 

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